Sonntag, 19. August 2018

Kisoro und Einblicke ins Krankenhaus/ Frauenstation

Wegen  meiner Krankheit umgeplant fahren wir schon 1 Tag früher in Richtung Osten, wo wir uns eine Rundhütte am Lake Byuoni gebucht haben. Mir gehts bereits besser, trotzdem bin ich froh dass es erstmalig fast den kompletten Weg eine geteerte Straße (mit wenig Schlaglöchern) gibt. Nur die letzten 20 Minuten wird mein Magen nochmal auf die Probe gestellt und dann zur Begrüßung mit einem Welcomedrink aus frisch gepresster Passionsfrucht im Hotel belohnt. Wir haben eine tolle Unterkunft, mit wunderschönem Ausblick, Tee und netter Atmosphäre. Vor allem zum Vögel beobachten kommt man hier an den See, wobei es uns aber schnell langweilig wird. Wir beschließen mit einem Einheimischen eine Bootstour zu machen und uns die vielen kleinen Inseln im See genauer anzuschauen. Unser Guide erklärt uns einiges über Flora und Fauna, während das Steuer schon das 4 jährige Waisenkind Vici übernommen hat und uns ganz selbstverständlich sicher lenkt. Während Benni ständig Angst hat, dass dee kleine Mann vom Boot kippt, weil er sich voller Hingabe in die Kurven lehnt, bin ich ganz entspannt- schließlich ist das laut Aussagen der Einheimischen der einzige See Ugandas, der nicht mit Bakterien und Billarziose verseucht ist.
Wir stoppen auf einer Insel, auf der eine Apotheke und Krankenstation untergebracht ist. Hier höre ich übrigens das erste ugandische Kind weinen - auf der Reise haben wir bisher nur schaffende, spielende und fröhlich winkende Kinder gesehen. Keines davon hat bisher geweint... es muss dem Kleinen schlecht gehen, denn zu der Apotheke muss man auch selbst erst mal ein Boot bezahlen und vom Festland hier rüber kommen. Für die Menschen hier ein Luxus, den sich die wenisten leisten können. Der Arzt des Hauses empfängt uns und zeigt uns seine Einrichtung: an den Wänden sind Bilder gemalt, die den Leuten aufzeigen,  wie man sich gesund und ausgewogen ernährt, wie viel täglich getrunken werden muss und wie man sich die Zähne putzt, Verhütung und Hygiene. Danach gehen wir zum nächsten Gebäude, wo der Arzt uns stolz seine Frauenstation zeigt: ein Warteraum mit 6 klapprigen Betten für Frauen,  die in den Wehen liegen - eine Frau läuft hier gerade nervös alleine auf und ab- nebendran 6 Betten für die Frauen,  die entbunden haben. Hier dürfen sie noch 1-2 Tage bleiben.  Das Büro befindet sich mitten auf dem Flur und die Medikamente werden in einer Kühlbox sporadisch kühl und sicher gelagert. Der Besteckkasten, nichts davon steril, (wohl eher das Gegenteil) und die zerfletterte, dreckige Liege stehen im Kreissaal, in dem zumindest eine solarbetriebene Glühbirne mittig baumelt. Sollten 2 Frauen gleichzeitig gebären müssen, wird eben improvisiert. Uns fehlen die Worte. Voller Euphorie möchte der Arzt wissen,  ob es in Deutschland auch im Kreissaal so ausschaut. Sollte es so sein, möchte ich da wirklich niemals rein! Ich weiß nicht was er gemacht hätte,  wenn ich ihm gesagt hätte,  dass man bei uns seine Lieblingsmusik und Schokolade mitbringen soll, Familienzimmer organisieren und sauberes Besteck, Bett etc. erwarten kann. Beschämt lächele ich "nicht ganz so wie hier!"
Das war mit Abstand der schrecklichste Einblick den wir bekommen haben - und dies ist ein gefördertes Haus, wo 'sogar' am Sonntag-  am Kirchentag!! - Bereitschaftsdienst besteht. Dieser Arzt,  der gleichzeitig Arzthelferin, Sekretärin und Hebamme ist bringt hier monatlich 15-30 Kinder zur Welt. Er fährt auch mit einem Boot entgegen und wenn die Zeit nicht reicht, funktioniert eine Geburt auch mitten auf dem See. In einem kleinem Boot. Hat er schon erlebt und den Bootsfahrer musste er für den Einsatz selbstverständlich zahlen.
Unsere Betroffenheit über die Zustände hier wird er bemerkt aber nicht verstanden haben. Wir lassen ihm etwas Geld da und er witzelt: davon werde ich den Bootsmann bezahlen, wenns  mal wieder schnell gehen muss!

Wir nehmen eine Frau auf dem Rückweg in unserem Boot mit, die sich in der Apotheke Medikamente besorgt und zurück ans Festland möchte. Dies erspart uns den Besuch der auf einer anderen Insel befindenen Waisenschule, die wir eigentlich besuchen wollten und jetzt gerade nicht mehr verkraften würden. Wir umrunden zum Abschluss noch eine kleine Insel, auf der bis in die 80er unverheiratete, schwangere Frauen ausgesetzt wurden. Die Alternative war sie einen Wasserfall runterzustützen - sieht dann eher nach einem natürlichen Tod aus.
War man auf der Insel, hatte man wenigstens die Chance noch von einem Mann gekauft werden zu können. Dagegen war die Krankenstationsinsel tatsächlich eine liebevollen Einrichtung!
Zwar hab ich selbst in einer Unfallchirurgie gearbeitet, aber nach Ankunft in unserer Hütte ist mir übel und ich muss kalt duschen. Aber das macht den Unterschied zwischen urlauben und reisen, Uganda ist eben nicht nur Schimpansen und Gorillas sondern viel mehr bzw weniger... 


Besuch einer Frauenklinik:


 Warteraum für Frauen in den Wehen
Dr. Der Klinik 



Kreissaal


Neue Liege, gesponsort von einer Ärztin aus USA


Reinigung des Bestecks

Medikamentenschrank


Büro des Arztes 


Zimmer, in dem Frauen nach Entbindung noch 1-2 Tage bleiben dürfen


Ein ganz  besonderer Steuermann




Das ist eine Flughafenlandebahn. Wenn ein  Flugzeug landet, muss jemand die Schranke, bzw. Stöcke runterlassen...




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