Sonntag, 26. August 2018

Ich - der Polizistenschreck Ugandas



Die letzte Fahrt ist nochmal eine weite Strecke, cirka 300km - also  6-7 Stunden bis nach Entebbe,  wo wir nachher unseren Mietwagen abgeben,  eine Nacht im Hotel am Viktoriasee verbringen und morgen früh weiter nach Tansania fliegen. Wir hatten bereits einige spannende Autofahrten und so gingen wir die Strecke ganz entspannt an. Wie immer erleben und sehen wir unfassbares auf den Straßen.  Endlich gelingt mir auch ein Foto, auf dem 5 Personen auf einem Moped zu sehen sind. Dies ist nicht selten - jedoch braucht mein Hirn meist eine Sekunde zu langem um das Gesehene zu verarbeiten und die Info an meinen Finger weiterzugeben, der dann noch den Auslöser des Fotoapparates finden muss. So verpasste ich leider z.B. das Motiv "Mann trägt 2 Bierkästen auf dem Kopf", "Motorrad transportiert einen Betonmischer auf dem Sitz" und auch den  "lebend Schweine und Ziegen, die an den Lenker und Sitz des Rollers festgebunden werden - Transport" (auch mit bereits 2 Personen auf dem Roller). Eine spannende Fahrt hatten wir auch aus dem Gorillacamp zur nächsten Station, wo uns ein Bediensteter der Lodge bat, seinen Kollegen mit in dir nächste Stadt zu nehmen.  Er müsse dort einkaufen.  Dass witzige daran war, dass er uns zu Beginn einen anderen Weg empfohlen hat, als wir eigentlich nehmen wollten (über Stock und Stein- wahrscheinlich kannte er die asphaltierte Nebenstrecke gar nicht) und dass er uns bis zu unserem nächsten Stop begleitete, wo wir nach 2,5 Stunden ankamen. Dies war nämlich die nächste Stadt und wir fragen uns, wie er wohl ohne uns hierher gekommen wäre und vor allem,  bis wann seine Einkäufe wieder in der Lodge sein müssen, bzw. wie er sie überhaupt die 80km hinbekommt. Aber das ist Afrika- sicher wird ihn jemand mitnehmen- Trampen tut hier eigentlich niemand.  Aber scheinbar funktioniert hier eine Lodge auch ohne eigenes Auto... Essen bekommen sie sicher relativ frisch aus der Nähe, zumindest schmeckte dort das Abendessen noch sehr "lebend", was meinem Magen letzendlich den Rest gegeben hat. Seither vertrage ich mal trockenes Brot oder Pancakes mal gut und mal schlecht und manchmal geht auch gar nichts rein. Ein selbst ausgewähltes Abendessen im Hotel heute Abend wird sicher gut tun.
Super in der Zeit nehmen wir am Ende eine Nebenstraße, da die geteerte Hauptstraße gerade viel bebaut wird und zudem aufgrund politischer Ausschreitung die Gegend, durch dir wir dann durchfahren müssten,  gemieden werden sollen. Wir fahren also ein letztes Mal über Ugandas Sandpisten, durch kleine Dörfer,  deren Häuser  teilweise wg. aufgewirbelten Sand überhaupt  nicht sichtbar sind. Im Nebel spielen Kinder, arbeiten Schneiderinnen und Arbeiter und die Wäsche voll mit rotem Sand hängt in den Straßen zum Trocknen auf. Unfassbar. Wir fragen uns, wie krank die Menschen hier nur durch den Sand werden müssen. Wir müssen Fenster geschlossen lassen und können aufgrund der erschwerten Sicht nur langsam tuckern. Ziemlich genau 10km vor unserem Endziel fällt mir ein großer Polizeiwagen auf, der uns beobachtet - überholt und wieder vorbei lässt. Bisher waren wir bei einigen Kontrollen angehalten worden und alle Polizisten waren sehr nett zu uns. Einer begrüßte uns beide mit Handschlag, alle fragten wie es uns geht und checkten nur den Führerschein, was immer sehr lustig war, weil jedes Mal gesagt wurde: "dass ist nicht Ihrer,  dass ist der Ihrer Frau" und Benni musste immer erklären,  dass er so mit langen Haaren ausschaut. Das brachte die Polizisten immer zum Lachen. Weiß grad nicht, wer von uns darüber hätte mehr beleidigt sein sollen, aber lustig wars bisher immer. Auch als Benni mal mit 10kmh zu schnell in ein Dorf gefahren ist und der Sheriff ihn angehalten hat,  um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er vielleicht so 10-11kmh zu schnell war und er besser aufpassen sollte. Wir versichern ihm dass wir immer auf 50kmh abbremsenm sobald ein Dorf in Sicht sei und er verabschiedet sich mit:"Ok, dann hab ich mich getäuscht..."
Dieses Mal wirkten die Polizisten nicht ganz so freundlich- das hab ich auf den ersten Blick gemerkt. Sie halten uns also 10km  unserem Endziel nach 16 Tagen Uganda an, der Sheriff will die Papiere sehen während weitere 6 Polizisten mit Maschinengewehr bewaffnet auf ihrem offenen Auto sitzend den Sheriff bzw. Uns im Auge  behalten. In schlechtem Englisch erzählt er uns, wir seinen eine falsche Straße gefahren (oder sowas ähnliches). Er fragt,  wo wir hinwollen und macht mir ziemlich Angst damit, dass er sagt, dass wir morgen wohl nicht fliegen könnten, weil er uns jetzt festnimmt. Er will wissen, was mit uns in Deutschland paasieren würde, wenn wir eine Straftat begehen und war wohl nicht darauf gefasst, dass ich Benni zuflüstere "sag ihm, in Deutschland bekommt man erklärt, was man falsch gemacht hat, entschuldigt sich und tut es nie wieder."
Er wollte eher darauf zu sprechen kommen, dass man dem Polizisten Geld geben muss, aber darauf steigen wir nicht ein. Er wirft uns weiter irgendwas vor - so genau wusste er wohl auch nicht was - und sagt  wir sollen ihm und seinen Leuten was zu Trinken kaufen gehen. Er lässt nicht locker, ist sehr unfreundlich,  sodass ich echt Angst bekomme,  dass er uns irgendwohin mitnimmt. Da kommt mir ein wunderbar passender Einfall: während er uns weiter wirr beleidigt, hole ich ein Telefon raus und gebe ihm deutlich zu verstehen, dass ich nun jemand wichtigen anrufe, dem er seine Beschwerde erzählen kann. So schnell habe ich selten einen Polizisten vor mir weglaufen sehen. Benni fängt relativ schnell an zu lachen, während ich noch die restlichen km zum Hotel zittere, an Verfolgungswahn leide und sowas von erleichtert bin als auf dem Parkplatzhotel hinter uns das Tor zu geht und wir nach über 2000km durch Uganda die Tour ohne größeren Probleme hinter uns gebracht haben... Uganda - ein beeindruckendes Land mit wunderbaren Menschen, tollen Landschaften, außergewöhnlichen Tierbegegnungen. Aber auch mit noch nie so miterlebten Armut,  erfinderischer Optimierungen im Alltag,  schlechten Lebens- und Gesundheitsverhältnissen, die schlechtesten Straßen und Grundversorgung. Wir verschenken auf der Straße noch Essen und Trinken- die Wahl,  wem man etwas gibt fällt schwer, denn überall wirds gebraucht- man kann kaum jemanden begegnen, der dankend ablehnen würde. Mit den Worten einer Mutter, die unsere Tüte mit Säften, Keksen und Bananen entgegennimmt "Gott möge Euch beschützen" verlassen wir dieses einzigartige Land mit nachhaltigen Eindrücken,  die wir niemals vergessen werden.


Flughafen Entebbe 


Ausklang am Viktoriasee 


Auf der Fahrt:




Eingestaubtes Leben 





Straßenverkauf 




Ratet mal, was dieser lKW liefert..


Metzger


Wenn der Wasserkanister leer ist, wird getrommelt:


Tanz

Normale Straßen...



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