Donnerstag, 27. August 2015

Heute gehört der Gletscher uns!




Früh am Morgen brechen wir auf - ich bin ganz schön müde aber freue mich so auf den Tag, dass ich auch ganz aufgeregt bin.
Als erstes steht eine Zodiactour auf dem Programm. Dafür fahren wir zurück zu der Gletscherlagune. Der Himmel ist fast schwarz und als wir am Parkplatz halten und aussteigen wollen, fängt es so an zu schütten, wie wir es hier noch nicht zuvor erlebt haben. Ich werde schon ganz traurig, weil ich den Ausflug ins Wasser fallen sehe - aber wieder mal stimmt das Zitat aus dem Reiseführer "Wenn du in Island schlechtes Wetter hast - warte 5 Minuten!", denn minutenspäter verziehen sich die Wolken und die Sonne schaut heraus.  Wir werden vom Touranbieter mit wind- und wetterfesten Anzügen und Rettungsweste ausgestattet und ohne jeglichen Kommentar oder einer Sicherheitseinweisung des Steuermanns in ein festeres Schlauchboot gesetzt. Benni und ich ergattern  (wie immer) die  besten Plätze (ganz vorne!), setzen uns seitlich auf den Rand und dann tuckern wir auch schon los. Zunächst eine relativ gemütliche Fahrt, vorbei und über die durchs Wasser treibenden Eisschollen, vorbei an neugierigen Seehunden und ganz dicht vorbei an großen Eisbergen, die meterhoch aus dem Wasser ragen.  Wir genießen die Aussicht auf die Gletscherzunge, die vielen glitzernden Eisteile, die umher schwimmen, bis der Bootsführer plötzlich Gas gibt. Das Boot reißts nach oben und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig uns an den Schnüren im Boot festzuhalten. Wir sitzen nicht mehr gemütlich auf dem Bootsrand, sondern stehen angestrengt im Inneren des Zodiacs.. Hinter uns sieht es ganz entspannt aus - 6 andere Touris sitzen immer noch locker und gemütlich rum, während wir uns  gegenseitig zuschreien, wie man hier vorne am besten den Halt behält. Das Boot wird langsamer und ich merke jetzt schon jeden Muskel im Nacken und an den Armen, die ich hier minutenlang angestrengt habe.
Wir halten direkt vor der Gletscherzunge und der Motor wird ausgestellt. Auf einmal hört man es rumpeln - etwa so wie ein lauter Donner- und wir sehen, wie direkt vor uns ein Stück des Gletschers abbricht und ins Meer fällt.
Nach 40 Minuten fahren wir wieder zurück ans Ufer - meine Hände sind zuletzt fast taub vom Festhalten am Boot - aber eine geniale Tour!!!

Heute haben wir noch einiges vor - deshalb geht es von der einen Gletscherzunge direkt zur nächsten, denn dort wartet am mittag eine Gletscherwanderung und Eisklettern auf uns. Auf dem größten Gletscher Europas!
Am Ausflugsbüro erkundigen wir uns nach dem Treffpunkt und bekommen die Info, dass es heute so windig ist, dass einige Touren abgesagt werden müssen. Zum Glück kann unsere Tour noch statt finden und Ruckzuck haben wir  (viel zu) dicke Winterkleidung, Kletterschuhe und Klettergurt angelegt und bekommen die passenden Steigeisen in die Hand gedrückt. Dazu noch nen Helm und einen Pickel und dann kanns auch schon losgehen. Gemeinsam mit 2 Spaniern werden wir zum Beginn der Wanderung gefahren, wo uns ein Guide erklärt, wie man die Steigeisen benutzt. Ich laufe unsicher wie ein Storch im Salat, damit ich nicht über meine eigenen Füße falle und mir oder womöglich einem anderen ausversehen mit dem Pickel noch ein Auge aussteche. Zur Übung laufen wir erst einmal über relativ weiches Eis, versuchen uns dann an steileren Wänden und springen bald schon wie Gemsen über Gletscherspalten. Kurz drauf stehen wir vor einer senkrechten Wand und der Guide verkündet, dass wir hier hochklettern werden. Ich lache und will schon weiter laufen... aber es war kein Spaß. Mir wird etwas schlecht und  während Benni sich schon als ersten Freiwilligen meldet, sortiere ich noch meine Handschuhe, Füße, Arme, Pickel und denke über Ausreden nach, die jetzt zählen könnten.
Benni klettert los und ist viel zu schnell oben. Erntet dann auch noch jede Menge Lob des Guides "so ein Climb hat er noch nie bei einem Anfänger gesehen", "das war wie ein Profi" - jetzt packt mich natürlich der Ehrgeiz und ich kletter leichtfüßig und kaum angestrengt hinterher ;o) Bis auf einen Abrutscher (ziemlich weit oben), bei dem Benni unten schon dachte, er müsse sich wohl eine neue Freundin suchen, komme ich fast genauso gut den Berg hoch und hab dabei noch jede Menge Spaß! Die Spanier, die sich zuest drücken wollten, stellen sich dagegen ziemlich unsportlich an und geben schon auf halber Strecke auf...
Danach wandern wir noch zwei Stunden auf dem Gletscher umher - mittlerweile relativ locker und entspannt - trinken kaltes, frisches Gletscherwasser und besichtigen tiefe Gletscherspalten. Und das ganze bei einem traumhaften Wetter - lange Unterhose und 3 Pullis hätte man sich sparen können...wir schwitzen wie verrückt.
Insgesamt ein sehr gelungener Tag - mit zwei absoluten Highlights! Wir haben so viel Glück mit dem Wetter. Unglaublich. Einige Reisende, die wir auf dem Weg getroffen haben und die mit uns angekommen, dann aber die Reiseroute in die entgegengesetzte Richtung gewählt haben, werden fast wütend, wenn wir von unseren (untypischen) sonnigen Tagen auf Island erzählen....
Mittlerweile ist es Abend und so langsam sollten wir uns auf den Weg in Richtung Seydisfjördur machen, wo übermorgen früh die Fähre zurück nach Dänemark geht. Den morgigen Tag werden wir deshalb einige hunderte Kilometer an der östlichen Küste abklappern und die letzten Stunden in diesem wundervollen Land genießen, bevor wir die Reisetabletten zücken und auf weniger Wind und Wellengang hoffen als bei der Herfahrt.






















































Mittwoch, 26. August 2015

Einfach mal losfahren...


Die letzten Tage auf Island brechen an und wir freuen uns auf Entspannung und Action! Am Morgen genießen wir noch einmal den Blick vom Zelt direkt auf den riesigen Wasserfall - war keine wirkliche Überraschung, man hat den schließlich die ganze nacht laut plätschern gehört - trotzdem eine absolut empfehlenswerte Übernachtungsmöglichkeit! Für den Tag haben wir uns außer rumfahren und bei jeder kleinen Straße abbiegen und rumglotzen nichts vorgenommen. Damit kann man den Tag hier aber auch sehr gut füllen. Momentan ist es morgens schwer aus dem "Bett" zu kommen- nicht, weil es so außerordentlich gemütlich ist, sondern weil wir abends so spät den Übernachtungsort ansteuern und so meist erst kurz vor Mitternacht schlafen gehen. Schuld daran ist zum einen natürlich die aufregende Landschaft, wo man ständig Fotostopps machen muss und zum anderen die sehr abgelegene Gegend, in der Zeltplätze, Tankstellen und Supermärkte sehr rar sind!

Für morgen haben wir eine Zodiactour am Vormittag gebucht, wo man ganz nah an den Gletscher und durch herabgebrochene Eisberge fährt. Am Nachmittag gehts dann direkt mit den Füßen bei einer Gletscherwanderung aufs Eis und dann probieren wir uns noch im Eisklettern aus.
Dafür müssen wir jetzt aber ein ganzes Stück südöstlich, wo sich aprupt auch die Landschaft (und das Wetter) ändert.

Unseren ersten Stop machen wir heute an einer natural bridge, die aber überhaupt nicht die Hauptattraktion der Gegend ist. Vielmehr die Brutstätte von hunderten Papageitauchern, die man hier ganz nah zu Gesicht bekommt. Wir schaffen es gerade so die Autotüren zu öffnen, weil der Wind so peitscht, wie man es sich kaum vorstellen kann. Zum Fotografieren der süßen Pinguinähnlichen Vögelchen halten wir uns gegenseitig fest, damit keiner von uns den Abgrund runter segelt. Auch die Vögelchen schaffen es nur mit Müh und Not einen Landeanflug auch tatsächlich hinzubekommen. Einige segelen direkt bis zum nächsten Felsen - und das, obwohl das Vögel sind, die eigentlich nicht segeln können, weil sie zu kurze Flügelchen haben - andere machen eine Bruchlandung und landen auf dem Rücken, Bauch oder mit dem Kopf zuerst im Gras. Die sehen doch eh schon so unbeholfen aus - sie tun mir fast ein bißchen leid. Trotzdem war das mit Abstand das Lustigste, was ich hier gesehen habe. Bei jedem Vogel im Landaanflug breche ich wieder in Tränen aus vor Lachen...

Nächster Stop ist mal wieder eine Wanderung zu einem berühmten Wasserfall - 3,6km - wir schwitzen und sind viel zu dick angezogen. Gerade eben war es noch kühl und windig - jetzt zeigt das Thermometer 19 Grad!
Auf unserer Weiterfahrt tragen wir also  mal wieder T-Shirts, während unser Auto auf der Straße hin- und hergeschaukelt wird. Seit Tagen sei es hier so windig, wie es selbst ein aus Emdem kommender Tourist im Norden noch nie erlebt hat. Wir haben tatsächlich die richtige Reiserichtung gewählt - Wind hatten wir bisher nur einmal richtig stark in der Nacht. Wenn heute der Wind nicht wäre, könnte man fast meinen, wie seien tatsächlich im Sommerurlaub. Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel, wie sie es hier seit Tagen nicht gesehen haben. Nach einigen Kilometern durch Vulkanlandschaft und Berge auf der einen Seite und kilometer lange Strände auf der anderen Seite, ändert sich wieder mal das Bild und verschneite Gletscher schimmern durch die Wolken durch. Auf dem Meer sehen wir Eisberge treiben und wissen, dass wir unser Ziel für die morgigen Ausflüge nun erreicht haben... Wir wandern noch etwas am Strand entlang und machen uns auf die Suche nach einem Campingplatz. Erstmals zahlen wir knapp 15Euro pro Person- hier können sie die Preise anheben, denn weit und breit ist keine sonstige Unterkunft in Sicht. Der Campingplatz befindet sich im Pausenhof einer ehemaligen Schule, die sehr einfach als Jugendherberge umfunktioniert wurde. Die Aula ist nun ein Speisesaal, die Klassenzimmer sind Gruppenunterkünfte und provisorische  Gruppenduschen (mit warmen Wasser) gibts für einen kleinen Aufpreis auch. Und gerade  als wir es uns im Zelt so richtig gemütlich gemacht haben, hören wir es neben unserem Zelt laut "mähen". Wir teilen uns die Wiese mit Schafen - 1 Schaf, 2 Schafe, 50 Schafe.... das ist Island....



Wasserfall am Campingplatz von oben


Lieblingsvögelchen



...









Größter Gletscher Europas!



Dienstag, 25. August 2015

Von Reykjavik ins Hochland

14 Tage Island... da darf natürlich auch ein Besuch in der Hauptstadt Reykjavik nicht fehlen. Wir drücken uns schon seit 2 Tagen davor - fahren immer mal wieder vorbei und nehmen dann doch den Fjord davor oder danach... aber nun ist es soweit. Wir finden den einzigen Campingplatz in der Stadt und werden erschlagen von Igluzelten... so viele Menschen haben wir seit der 300-Jahr-Feier in Karlsruhe nicht gesehen... Ein Zelt steht neben dem anderen, eine Lautstärke wie aufm Festival und insgesamt bin ich beeindruckt, dass es auf Island doch noch Flecken gibt, auf denen keine Goretex-Schuhe und Softshelljacken angesagt sind...Ich komme mir fast ein bisschen trampelig vor zwischen als den aufgetakelten Stadtmenschen... Wir schlagen unser Zelt auf und suchen schnell das Weite. Auf in die Stadt! Nach circa einer Stunde Fußmarsch sind wir am Wahrzeichen Reykjaviks angekommen (siehe Foto). Weiter gehts durch die Einkaufsstraße, die gerade mit einem Regenbogen verziert wird, weil dort morgen der Christopher Street Day gefeiert wird. Außer uns sind noch ein paar Sportbegeisterte mit Jogging-Ausrüstung unterwegs, die sich für den Reykjavik-Marathon morgen vorbereiten, viele Partywütigen, die sich sonst im Land nicht ausleben können und  ganz viele Freaks. Ich ertrage diese ganze Unruhe überhaupt nicht, bekomme schlechte Laune und freue mich, als wir wieder in unseren 4 Wänden liegen. Schnell hören wir, dass genau neben dem Campingplatz noch eine Kirmes am Laufen ist und ich kann es kaum erwarten, morgen wieder zurück im "richtigen" Island zu sein....
Wir fahren am nächsten Morgen immer südlicher - 3/4 der Insel haben wir nun schon umrundet. Heute stehen wieder einige bekannte Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Zuerst besuchen wir einen berühmten Wasserfall, den man von hinten begehen kann. Pitschenass (hier bringt auch die beste Ausrüstung nichts - ein Windstoß und man steht unter einer Dusche mit so vielen Wasserstrählen, wie man es sich zu Hause nur wünschen kann) laufen wir einen Wanderweg weiter stoßen auf einen weniger bekannten Wasserfall, den man man von allen Seiten besichtigen kann: Entweder man kraxelt einen steilen, matschigen und auch etwas gefährlichen Pfad nach oben und schaut dann über einen noch steileren Hang nach unten (normal bin ich nicht empfindlich - hier schlottern mir aber die Beine!) , oder man läuft durch eine Höhle und klettert über Steine im Wasser -schon wieder nasse Füße! - und sieht ihn von unten oder man machts wie Benni und stellt sich einfach mitten rein...!
Bei so vielen Wasserfällen ist es nach einigen Tagen hier wirklich schwierig, noch von Wassefällen beeindruckt zu sein - aber dieser war bisher tatsächlich mein Lieblingswasserfall auf Island. 
Weiter gehts zur nächsten Sehenswürdigkeit - dreimal darf man raten um was es sich handelt: Ein Wasserfall! Aber auch ein schöner - und direkt davor ein Campingplatz. Wir merken uns das Plätzchen und fahren zurück nach Selfoss, wo wir am nächsten Morgen zu einer Hochlandfahrt im Super Jeep abgeholt werden.

Den Abend verbringen wir ganz gemütlich in einem Aufenthaltsraum eines Campingplatzes um für den nächsten Tag alle Akkus zu laden. Wir freuen uns sehr auf die Jeepfahrt, denn wir haben von einigen Leuten hier schon viel über das "richtige" Hochland gehört. Und wir werden nicht enttäuscht. Zusammen mit 2 Neuseeländern, einem Reisenden aus Texas und 3 Franzosen heitzen wir schon bald über Pisten, dotzen auf den Rückbänken solange hin und her, man merkt jeden einzigen Wirbel, der wieder zurück an die richtige Stelle springt, bis der Fahrer Luft aus den Reifen lässt, die übrigens fast so einen Durchmesser haben, wie ich hoch bin... Wir fahren vorbei an Vulkanen (u.a. an dem Vulkan, der 2011 den gesamten europäischen Flugverkehr lahm gelegt hat) und machen immer wieder Fotostopps.
Mein größtes Highlight waren die Flüsse, die wir im Auto überqueren mussten. Kurz vorher hält der Fahrer an, checkt die Lage und gibt dann Vollgas und reißt im Wasser einige Kurven, um die richtige Spur zu halten und den Fluss überqueren zu können. Benni meint, dass würde er mit unserem Auto auch hinbekommen - aber ich bin froh, dass wir das dem Superjeep überlassen... Außerdem gibt es hier so viel zu sehen, dass man sich gar nicht aufs Fahren konzentrieren könnte. So viele verschiedene Farben - kurz fühlt man sich wie auf dem Mond, dann auf einmal vereiste Berge und dann Vulkanlandschaft... Nach jeder Kurve wartet eine Überraschung!

Nach circa 3 Stunden Jeepfahrt kommen wir im Gebiet Landmannalauga an - viele Wanderer beginnen hier die bekannte 3- Tages- Wanderung - wir haben nicht ganz so lange Zeit. Eher nur so 3 Stunden. Aber wir beginnen mit anderen die Wanderung, drehen dann nach 30 Minuten aber wieder um, um uns in einer natürlichen heißen Quelle etwas zu entspannen... Das Wasser ist zunächst sehr kalt, aber sobald man sich Blubberblasen nähert, droht man zu verbrennen. Wir machen es uns im Mittelfeld des Sees gemütlich und schauen den vielen Backpackern mit ihren riesigen Rucksäcken zu, wie sie ihre große Wanderung beginnen... Einige setzen sich zu nah an das kochende Wasser - jeder Zweite geht mit einem knallroten Rücken aus dem Wasser... Wir merken zwischendurch auch nicht so richtig, ob das Wasser jetzt eiskalt oder viel zu heiß ist - aber bei uns hinterlässt es keine Spuren.

Gegen Nachmittag werden wir zurück nach Sellfoss gebracht - natürlich wieder durch etliche riesen Schlaglöcher und einige reissenden Flüsse! - und haben uns zum Glück das nette Plätzchen unterm Wasserfall gemerkt, wo wir - es ist Ende der Urlaubssaison auf Island - einsam unser Zelt aufschlagen....





Wahrzeichen Reykjaviks




hinter nem Wasserfall


Wasserfall von vorne







Wasserfall von oben


Wasserfall von unten



Hekla-Vulkan (ein Ausbruch ist längst überfällig!)


Flussüberquerung










heiße Quellen






Feierabend!