Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weihnachten in Australien...

Standort: Melbourne VIC, Australia
Wir sitzen gerade beim Nachtisch (Eis mit Marshmallows und verschiedene Kekse, Kuchen und Kaffee) und warten auf den Termin beim Immigrationsamt, um die Einreise nach Neuseeland und die Ausreise aus Australien eintragen zu lassen. Heute ist der erste von 3 Tagen auf offener See, von Sydney nach Dunedin in Neuseeland. Die Uhr wurde wieder eine Stunde vorgestellt und so haben wir sowohl das Frühstück als auch das eigentliche Mittagessen verschlafen. (Zum Glück gibt's noch das Buffet...) Damit die Einreise in Dunedin, unser nächster Landstopp am Hafen nicht so lange dauert, wurden Bedienstete vom Immigrationsamt eingeflogen und jeder Passagier bekommt seinen eigenen Termin auf Deck 14 in der Skylounge, damit auch ja keine kostbare Zeit des Urlaubs an einem Grenzübergang verloren geht...
Aber jetzt erstmal zurück zu Weihnachten...

24.12. in Sydney:
Während bei euch langsam die Aufregung steigt, ist hier noch alles relativ entspannt. Sowohl die Australier als auch die Amis feiern schließlich erst am 25.12. Weihnachten und da das Schiff ein amerikanisches ist, wird sich hier am 24.12. noch auf den großen Tag vorbereitet. Am Nachmittag findet erstmal die obligatorische Sicherheitsübung statt, auf die Benni schon seit dem Check-in wartet. Bisher ist noch nichts passiert, der Hafen befindet sich noch auf gleicher Höhe wie am Tag zuvor und auch kein Eisblock ist in der Nähe zu sehen. Wir warten also 7x kurzes und 1x langes Piepsen ab, laufen zum Notausgang gegenüber unserer Tür und werden in die andere Richtung geschickt, da dieser Notausgang nur im wirklichen Notfall benutzt werden darf. (?!) Ab diesem Moment war für Benni die Sicherheitsübung schon gelaufen. ("Woher weiß ich denn jetzt, wo ich bei einem tatsächlichen Notfall hinlaufe?",...) Wir werden alle in das Theater gelotst, wo eine Einweisung über die Leinwand gezeigt wird. Danach sind wir weniger schlauer als vorher und Benni möchte am liebsten Fragebogen verteilen, um zu zeigen, dass diese Sicherheitsübung für den Arsch war und keiner weiß, was im Notfall zu tun ist. Ich beruhige ihn und verspreche, dass ich im Notfall schon irgendwo ein herrenloses Kind finden und klauen werde, dass wir als unserer ausgeben können, damit wir als erstes aufs Rettungsboot gelassen werden. Außerdem werden wir schneller sein, als die meisten hier, es sei denn, sie bauen an die Wände noch Treppenlifte für die älteren. Wir gehen aufs Zimmer und Benni platziert die Rettungswesten in greifbare Nähe.

Am Abend läd die Crew zum Weihnachtslieder singen ein und eine wahnsinnig gute Sängerin gibt danach im Theater ein Konzert. Wir hören uns alles an und genießen am Abend unser tägliches 5-Gänge-Menü. Wir essen in Barolo geschmortes Rindfleischraggout als Appetizer, als Vorspeise einen Waldorfsalat mit Früchten und zur Hauptspeise wählt Benni das gebratene Milchkalbskotelett und ich das kurzgebratene, abgehangene Lendensteak. Zum Nachtisch Schokoladenkuchen und Crêpes.
Nach dem Essen schaffen wir es wieder nur bis zurück zur Kabine, da wir total erschlagen von dem komplett übertriebenem Essen sind. Wir ärgern uns noch kurz über einige Passagiere, die ihre Arroganz an der Besatzung auslassen und damit ihren Kindern schon genau zeigen, dass sie etwas 'besseres' werden / sind, indem sie z.B. Bediensteten zwingen, ein bereits von der Tochter angesabbertes Vanilleeis selbst zu probieren, da es nicht genug nach Vanille schmeckt... (Tatsache!!!) Es gibt ja auch nur ungefähr 20 verschiedene Eissorten, Soßen und Toppings aus denen die Göre einfach ein neues hätte wählen können...Zum Kotzen!
Aber es gibt daneben natürlich auch viele nette Leute hier, jung und alt, nette Familien mit (süßen) Kindern und wenig junge Paare. Überall wo wir waren, ausgenommen die Bediensteten in Russland, sind die Menschen offen und freundlicher als in Deutschland. Das werden wir sicher vermissen!
Unsere Tischnachbarn am Abend sind ein nettes, frisch vermähltes Ehepaar aus Karlsruhe. Zum Essen haben wir also Unterhaltung - den restlichen Tag gehen wir unseren eigenen Weg, wie die letzten Wochen auch, schwelgen in Erinnerung an die vergangenen Erlebnisse und planen die kommenden, liegen am Pool, sitzen im Whirlpool, hören uns Ausflugspräsentationen und Vorträge an, essen, essen, essen, trinken die Cocktailkarte hoch und runter und schlafen so viel, wie auf unserer Reise vorher noch nie... Gehen wir aus dem Zimmer, kommt Mohammed, unser Zimmerbeauftragter und räumt wieder auf, macht das Bett und schaltet Dimmerlicht und ein Fernsehprogramm an, auf dem wir unsere Fotos sehen können, die täglich von den Fotografen in sämtlichen Momenten geschossen werden, die dann per Gesichtserkennung auf uns übertragen werden. Verrückt alles hier!!!

Ab ins Bett, schließlich ist morgen früh online- Weihnachtsfeier mit der Familie und außerdem volles Weihnachtsprogramm an Bord... Unser Tag ist also gefüllt mit Programm. Am frühen morgen skypen wir für 0,75€ pro Minute mit unseren Familien (ich hatte mich vertan: nicht 120 Minuten kosten im Paket 49,99€, sondern nur 90 Minuten... buchen kann man das ganze in der apple ilounge...) und für den frühen morgen hat das Immigrationsamt erlaubt, dass ein Schlitten auf Deck landen darf und so freuten wir uns (gemeinsam mit etlichen verwöhnten Kindern an Bord) über den Besuch und stellten uns nach einem vorherigen ausgiebigen Brunch auch für ein Bild mit dem australischen Weihnachtsmann an. (Foto)
Der 25.12. und somit unser Weihnachtstag ist ein voller Seetag, entlang an der Ost- und Südküste auf dem Weg nach Melbourne. Unser Weihnachtsgeschenk: Wir finden heraus, dass es auch ein 5 Gänge Mittagessen gibt und etliche Bars und Restaurants ebenfalls den ganzen Tag Burger, Sushi und Co kostenlos für uns bereit halten. Dazu Tag und Nacht Kaffee, Softdrinks und Eis.
Für alle die, die denken, dass einem bei einer Kreuzfahrt an Seetagen langweilig werden könnte: neben diesem Essensmarathon, gibt es jede Menge Programm an Bord, vom abtrainieren der Kilos bis zur Kunstausstellung über wissenschaftliche Vorträge, Abendshows mit Sänger, Komödianten und vielem mehr...oder man liegt eben nur den ganzen Tag am Pool und holt sich ab und zu nen Cookie, Obst, Cocktail und dazu nen fetten Sonnenbrand - so wie wir das an Weihnachten gemacht haben... Sieht auch wunderbar aus so ein knallroter Kopf zu einem pinken Cocktailkleid - soweit hatte ich mittags nicht gedacht. Dann muss wenigstens noch eine bessere Frise her. 49,99€ kostet hier waschen, schneiden und fönen im schiffeigenen Friseursalon. Das Geld spare ich mir und drücke Benni die Nagelschere in die Hand... Erst hatte er die Idee mir für den Dinner noch nen komplett neuen Schnitt zu verpassen, aber dafür hatte zum Glück die Zeit nicht mehr gereicht. Schließlich musste auch Benni noch gestylt werden: Anzug sitzt wie maßgeschneidert =) ,5€ Fliege hält, Frisur sitzt! Wir benehmen uns ein bisschen wie an Karneval - so wirklich ernst nehmen können wir dieses hoch- gestochene Schickimicki-Gehabe nicht... Aber dafür lässt sich das Ergebnis sehen. Wir fallen nicht auf... Benni überlegt sich noch ein paar trockene Sprüche für unsere Tischnachbarn "Welcher Schneider hat denn ihren Anzug angefertigt?!" "Ah, ihre Schuhe sind also gar nicht aus Krokodilleder!" und wir stolpern in unseren neuen Schuhen Richtung Speisesaal.
Wir werden von einem Fotograf in steifen Posen professionell fotografiert (Fotos folgen!) und danach wie jeden Abend an unseren Tisch gebracht. Der Kellner legt uns die Stoffservierten auf den Schoß und präsentiert uns die heutige Karte. Yeah! Froschschenkel als Appetizer!
Wir bestellen uns für 9€ ein Glas Champagner (ist ja schließlich Weihnachten) und ca. 2 Stunden später platzt fast Bennis Anzug und mein Kleid aus allen Nähten. (Und das darf auf keinen Fall passieren, da das ja noch nicht der letzte Gala-Abend war... Bei diesem muss ich mir übrigens nochmal mehr Mühe mit Bennis Frisur geben, da ihm auf den Bildern aufgefallen ist, dass seine Locken nicht glatt genug sind und ich sichtlich zu wenig Haargel benutzt habe...)
Im Anschluss steht im Theater eine Rede des Kapitäns an, zu der es einen Champagner für umsonst geben soll. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Auf zum Theater. Das Schiff wackelt und mit meinen Schuhen kann man das nicht ausgleichen. Ich wackele also von links nach rechts stolpernd einmal an der gesamten Besatzung vorbei, die sich zur Begrüßung am Eingang aufstellten und die Freigetränke anreichten. Bei mir schauten sie sich kurz an und überlegten, ob ich überhaupt noch einen Champagner vertrage... (Benni macht sich derzeit eher Sorgen, dass das Schiff wackelt während der Kapitän hier auf der Bühne steht...)
Im Anschluss an den Trinkspruch des Kapitäns gab es noch eine super Musicalshow. Ein schöner Weihnachtstag. Mal ganz anders als sonst, Geschenke gab's nicht, denn bei uns ist grad eh jeder Tag wie Weihnachten. Außer der Familie fehlte es uns also höchstens an einer Bratwurst und nem Glühwein... Die Alternative dazu war aber ja nicht gerade die schlechteste...

Gestern morgen haben wir in Melbourne angelegt und sind nach dem Frühstück, dass wir wie bisher jeden morgen verpasst haben, vom Hafen in die Stadt gelaufen. Dort haben wir den ganzen Tag verbracht, sind die Straßen lang geschlendert und haben an der Einkaufsstraße direkt wieder umgedreht, als wir die Massen an Shopping-wütender Australier gesehen haben. In Australien ist der Tag nach Weihnachten (Boxing-day) in den Einkaufsläden ungefähr so, wie bei uns der Tag vor Weihnachten. Eigentlich hatten wir uns überlegt für tagsüber ein Auto zu mieten und die Strände abzuklappern, aber leider war kein Auto mehr frei.
Apropos Auto. Ich hatte ganz vergessen zu erzählen, dass wir zu unseren Verwarnungen in Australien auch einmal auf einer Landstraße fast einen Unfall gebaut haben. Ich fahre auf einer geraden Strecke schon einige Kilometer als von vorne auf einmal ein Jeep Lichthupe gibt. Ich frage mich, was der wohl will und vor allem: warum fährt das Auto auf meiner Spur geradezu auf mich zu???! Ich schreie kurz auf, schalte den Scheibenwischer an (wollte eigentlich blinken, aber diese Hebel sind ja hier auch vertauscht) und schaffe es noch pünktlich zurück auf meine richtige Spur. Gerade noch gut gegangen. Ab dann musste Benni erstmal fahren, weil ich Angst hatte, dass ich uns noch umbringe. Aber dann sahen wir eine riesige Polizeikontrolle auf der anderen Spur und kurz darauf merkten wir, dass wir in die falsche Richtung fahren... Da Benni keinen internationalen Führerschein hat, wechselten wir die Plätze und ich fuhr in die Polizeikontrolle rein. Ich hatte die Scheibe noch nicht ganz unten, hielt mir der Polizist schon ein Röhrchen unter die Nase. Ich schaute ihn verwirrt an und er fragte mich, ob ich wohl noch nie eine Alkoholtest gemacht hätte?! Alles gut, hier mache ich mal alles richtig und darf weiterfahren.

Aber zurück aufs Schiff: Gestern Nachmittag waren wir dann vom Schlendern und der Melbourner Sonne so kaputt und hungrig, dass wir schnell wieder aufs Schiff kommen wollten. Wir beeilten uns so, weil wir jetzt ja auch noch wissen, dass es mittags am Pool Burger für umme gibt, dass ich zu meinem anfänglichen Sonnenstich auch noch Seitenstechen bekomme und mich kurz hinlegen muss. (Foto)
Wir essen am Pool einen Cheeseburger und müssen uns dann erstmal ausruhen. (Zur Auswahl steht auch Känguru- und Krokodilfleisch, dass wir auf jeden Fall noch probieren werden, aber dafür war heute der Hunger zu groß.)
Vor dem Abendessen schauten wir uns noch eine lustige Show eines Bauchredners an, aßen dann wieder viel zu viel, schauten den Animateuren zu, wie sie den Alten versuchen Salsa beizubringen, nutzten die Heineken happy Hour und gehen ins Bett...

P.S.: Benni hat gestern herausgefunden, dass wir auf unserem flatscreen deutsche sowie sämtlich englische Filme aus einer Filmbücherei auswählen und kostenlos im Zimmer anschauen können. Zum Glück kann man sich jegliches Essen auch aufs Zimmer bringen lassen...

Fotos:
Der Weihnachtsmann kommt in Sydney aufgrund Schneemangel per Bus,
Oper Sydney,
Besuch des Weihnachtsmanns an Bord,
Cocktail am 24.12. geht auf Mama & Papa,
Mittagessen,
Kleidervorschrift Weihnachtsdinner: formal, "elegant- gala",
Speisekarte Weihnachtsdinner,
Knallbonbon mit Krone,
Froschschenkel als Appetizer,
Weihnachtsabend,
Kurze Pause,
Burger auf Deck,
Melbourne.



























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