Dienstag, 11. Dezember 2012

Lombok.

Wir beginnen unsere Reise auf Lombok wie gesagt auf einer der Gili-Inseln. Viel darüber gelesen, aber trotzdem komplett überrascht. Am Hafen begegnet uns ein Schild, dass auf das Verbot für Autos, Motorräder und Hunde verweist. Aber darauf fehlt eine Sache. Es gibt nämlich auch keine Polizei... Die braucht hier wohl auch keiner, denn irgendwie läuft alles zwar nicht immer ganz legal, dafür aber harmonisch ab. Als Transportmittel verkehren hier vor allem Pferdekutschen oder man leiht sich für 2 Euro ein Fahrrad. Am Hafen wird man bereits von den Einheimischen empfangen, die einem die Taschen zum Bungalow tragen wollen.
Unser Hotel besteht aus einer kleine Anlage mit 8 Zimmern, die liebevoll eingerichtet und sauber sind.
Auf den Zimmern gibt es einen TV und DVD Player dazu. Zwar empfängt man kein Programm, dafür kann man sich an der Rezeption alle aktuellen Kinofilme (z.B. James Bond) kostenlos ausleihen.
Die Besitzer sind zwei Jungs, die sich die ganze Arbeit teilen. Morgens kann man ihnen beim frischen Obst aufschneiden für die Fruchtplatte zuschauen und aus verschiedenen Pancakes wählen, die man entweder aufs Zimmer bringen lässt, oder direkt im Pool isst. Ein Traum...

Für den nächsten Tag stand der Schnorchelausflug mit 4 verschiedenen Spots auf den 3 verschiedenen Inseln an.
Wir sind ca. 12 Leute auf dem Boot, darunter 4 Chinesen die nicht schwimmen können. Trotzdem trauten sie sich, bekleidet mit Rettungswesten und Schnorchel, mitten ins Meer zu springen. Sah von oben lustig aus und wirkte auch irgendwie beeindruckend, wie sie hilflos mitten ins metertiefe Meer sprangen. Wir sind ja mittlerweile geübt und platschten elegant über die Reling, um das gesunkene Schiff mit den vielen bunten Fischen zu besichtigen, von dem unser 14-jähriger Kapitän uns vorher noch erzählte. Die Aussicht war klar und wir schnorchelten so vor uns hin, als es auf einmal neben mir dunkel wurde. Ich dachte erst, es wäre ein Hai, (hätte schließlich gepasst zu unseren vergangenen aufregenden Erlebnissen mit Tieren), aber es war "nur" eine riesige Schildkröte!!! ( Foto!)
Ich schreie laut und freue mich wie verrückt, sie schaut mir erschrocken in die Augen...und dann ist sie auch schon wieder weg...
Wir fahren weiter mit dem Boot und halten am nächsten Spot, an dem Schildkröten versprochen werden. Alle sind ganz aufgeregt, aber wir total entspannt. Wir haben schließlich schon ein schönes Foto... Trotzdem schwimmen wir dem Guide hinterher und sehen noch 3 weitere Riesenschildkröten. (Leider waren die Chinesen zu langsam), sodass wieder nur wir die Schildkröten sehen konnten... Die weiteren Spots waren beeindruckend bunt und wir kommen fix und fertig nach 5 Stunden wieder auf unserer Insel an. Die 8,50€ haben sich gelohnt!!!

Am Abend gehen wir noch auf die Partymeile..., was allerdings viel nobler ist, als es klingt. Überall spielen live Bands in den Bars, so dass wir uns fragen, ob die wohl die Sänger mit dem Boot jeden Abend herbringen oder ob hier einfach wahnsinnig viele Talente auf dieser Insel mit nur 700 Einwohnern wohnen?!
De Stimmung ist seeeehr entspannt, alle Leute haben gut Laune, grüssen freundlich und lassen sich scheinbar die Pilze ordentlich schmecken... Wir essen eine Suppe, Salat und 2x Nudeln für zusammen nochmal 8,50€. Für dieses Geld hätten wir das zu Hause nicht kochen können.
Unglaublich, wie das hier alles läuft, obwohl ca. alle 2 Stunden komplett Stromausfall auf der Insel ist.

Es gefällt uns sehr gut hier, also verlängern wir um einen Tag...

Für den nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder. Mal schauen, was auf der Insel noch so los ist. Wir fahren los, ich trete in die Pedale und bleibe ca. 300m von unserem Bungalow entfernt im Sand stecken. Wunderbar. Dann eben schieben... Wir steigen auf und ab, reparieren meine heruntergefallene Kette, begegnen ungefähr niemandem und nach ca. 40 Minuten fahren & schieben fange ich laut zu lachen an, weil wir wieder am Ausgangspunkt stehen. Okay. Deshalb kann man die Fahrräder auch stundenweise mieten... Das mit dem Sonnenuntergang hatten wir uns anders vorgestellt, aber gut. Wir zögern den Verleih noch etwas heraus, indem wir einen Cocktail trinken.

Wir hätten noch viel länger hier bleiben können, aber wir wollen noch mehr sehen. Es zieht uns weiter auf die Insel Lombok. Wir kaufen für den nächsten Tag ein Ticket für Fähre und Shuttle nach Senggigi und verhandeln so, dass der Verkäufer lacht und uns rät, von dem gesparten Geld für die Fahrt eine kleine Flasche Wasser zu kaufen...
Die Fahrt verläuft unspektakulär, bis mir am Hafen das Ticket von einem Jungen aus der Hand gerissen wurde und bevor wir darüber nachdenken konnten, saßen wir in einer Pferdekutsche und mussten für 500m Transfer zum Busshuttle 4,50€ bezahlen. Ich rege mich auf, weil ich es unverschämt finde, aber Benni lacht. Jedesmal fallen wir wieder darauf rein...

Wir müssen jetzt 30 Minuten warten und werden ungefähr 15x von dem gleichen Verkäufer gefragt, ob wir nicht eine seiner hässlichen Ketten kaufen möchten. Ich bin genervt und hoffe, dass der Bus bald startet. Wir fahren entlang der Küste und meine Laune bessert sich. Überall Palmen und türkises Wasser. Und Ziegen, Hühner und Kühe - da fühlt man sich fast wie zu Hause...
Wir werden in Senggigi an einer "Touri-Info" raus gelassen und entkommen dem Gelaber und überteuertem Sonderangebot nur knapp. Wir wollen es auf eigene Faust zu unserer Unterkunft versuchen und fragen am nächsten Taxistand, ob man uns dort hinbringen kann. Der Fahrer möchte 1,20€ dafür, worauf wir verdutzt wissen möchten, wie weit es denn von hier ist. "100 Meter ungefähr". Wir lachen und laufen den Kilometer bis zum Hotel...
Auf dem Weg stoppt uns ein Motorradfahrer, der uns fragt, ob wir gerade die Touri-Info "verpasst" haben. Ich wäre schon fast unfreundlich geworden, als er uns erzählen will, dass unser gebuchtes Hotel doch längst ausgebucht wäre und er dafür ein günstiges Zimmer für uns hätte. Ich fluche vor mich hin, wie mich das doch alles nervt und Benni lacht...
Wir kommen im Hotel an und haben die komplette Anlage für uns.
Ich muss mich immer wieder erinnern, dass sie Leute keine Betrüger sind und das nicht böse meinen... Wir bekommen ein Begrüßungsgetränk und sehen von der Rezeption aufs Meer und ich entspanne mich. Wunderbare Unterkunft, obwohl der Inhaber sich entschuldigt, dass das Meer ca. 10 Schritte von unserem Bungalow entfernt ist.........(Foto)
Super Anlage, Pool vor der Nase, eigene Dusche und Klo im Freien und schwarzer Sandstrand. Wir machen einen Strandspaziergang und schauen uns Senggigi an. Willkommen im Leben. Außer der Unterkunft ist hier nichts zu vergleichen mit dem Urlaubsflair auf den Gili-Inseln... Wir wissen gerade nicht genau, was wir hier wollen, dabei hatten wir 3 weitere Tage auf Lombok geplant. Wir besorgen uns für den nächsten Tag ein Auto, um die Sachen zu entdecken, die wir uns vorgenommen haben. Eine Landkarte soll es gratis dazu geben, außerdem Infos zum Land. Wir bekommen also das Auto der Freundin unserer Rezeptionistin überreicht, keine Karte, das Geld (17,50€ Mietgebühr) will sie sofort und übergibt uns das Auto mit einem leeren Tank. Wir haben auch nicht wirklich mit was anderem gerechnet...
Der Mensch ist schließlich ein Gewöhnungstier - schöne Dinge wünsch ich mir...

Wir fahren gen Süden los und nach ca. 2km bekomme ich Anzeichen eines Magengeschwürs... Benni fährt und kommentiert nur leise den Verkehr mit:"Och fahrt doch mal anständig!" Wir schaffen es bis zur Tankstelle und Benni schmeißt die Scheibenwischer an, statt des Blinkers, macht verschiedene Fenster hoch und runter und verwirrt vollkommen den Tankwart, der behauptet, dass nach 10Liter unser Tank schon voll wäre. Benni klärt ihn auf, dass das nicht sein kann, der Tankwart bedankt sich für unsere Hilfe und wir bezahlen für 20 Liter 7€.... Los geht's!
Wir fahren vorbei an verschiedenen Tieren, sehr armen, dürren Menschen, weichen sämtlichen Gegenständen und Gefährten aus und werden dann von einem heftigen Monsunregen überrascht. Plötzlich wird die sonst von Mopeds und Autos überfüllte Straße leer. Aber wir fahren weiter, nutzen die leeren Straßen, hauen die Warnblinker rein und geben Vollgas. Wir fahren also mit 40km/h vorbei an einer Frau, die unter ihrer Regenrinne duscht, an nackten Kindern, die
sich ins mittlerweile fliesende Wasser mitten auf der Straße schmeissen, Jugendliche, die auf überfluteten Reisfeldern und der leeren 2-spurigen "Autobahn" Fußball spielen und vereinzelt an mutigen Erwachsenen, die trotz des Unwetters mit dem Roller unterwegs sind und ihren Kindern
zum Schutz Plastiktüten (komplett) über den Kopf ziehen.
Einem Auto fahren wir zu langsam, es überholt. Wir sehen es wieder am Straßenrand,
ca. 1km weiter, an seiner Unfallstelle...

Wir fahren langsam weiter, sehen umgefallene Bäume und Sturzbäche und wie die Menschen verzweifelt versuchen, ihre Häuser vor den Fluten zu retten und stellen erschreckend fest, dass diese Insel, die mitten im Monsungebiet liegt, scheinbar nicht auf Regen vorbereitet ist.
Beeindruckend waren auch die Jugendlichen, die im Regen wie kleine Kinder auf die Straße sprangen, sich in kleine Bäche schmissen und den Eindruck erweckten, als hätten sie noch nie Regen gesehen...
Wir bleiben dennoch unüberlegt furchtlos und fahren durch etliche neuentstandenen Flüsse, die uns in den Weg kamen. Das hätte auch schief gehen können, denken wir uns jetzt, wo wir Zeit zum Nachdenken haben.

Als man durch den Scheibenwischer wieder etwas sehen konnte, wurde uns klar, das wir nicht wussten, wo wir sind. Leider gibt es auf Lombok keine Straßenschilder. Und Einheimische zu fragen ist so hilfreich wie nach Straßenschildern Ausschau zu halten... Bestes Beispiel: wir stehen an einer riesigen Kreuzung, die Ampeln zeigen rot, hinter und hupen einige und 2 Männer ohne Zähne und Helm auf einem Roller neben unserem Fenster lachen und erklären uns hilfsbereit, mit Händen und Füßen, dass eine Ampel hier nichts zu bedeuten hat. Benni fährt los, die anderen LKWs gegenüber auch, und keiner weiß warum. Unsere Erkenntnis: jeder ist nur für sich und den Umkreis von 1,5m verantwortlich. Anstatt rechts vor links gilt hier Auto vor Roller und wer nett winkt, ist klar im Vorteil. Benni hupt, winkt freundlich, freut sich, betätigt Scheibenwischer statt Blinker und fährt. Ich sterbe fast (mehrfach und mehrmals).

Der Regen lässt nach, was nicht heißt, dass das von Vorteil ist. Wir kommen in ein Dorf und entgegen kommen uns in kurzen Abständen ca. 70 Wasserbüffel. (Foto) Und mit Entgegenkommen meine ich mitten auf unserer Straße. Direkt vor unserem Auto. Leider war ich heute für die Fotos verantwortlich und bevor ich verstanden habe, was da gerade vor sich geht, war das meiste schon vorbei. Ein paar Schnappschüsse der Fahrt gibt es aber im Anhang...

Lombok ist schwer zu beschreiben. Unglaublich, was in sichtnähe, nämlich auf den Gili- Inseln abgeht, während hier absolute Armut herrscht. Wir wissen immer noch nicht, wo wir heute überall waren, aber ich hätte auch nur ungern angehalten und jemanden gefragt, ohne wenigstens ein paar Kekse oder Bonbons dort zu lassen.

Unfassbar was uns auf unserer Fahrt heute begegnet ist...Es ist unbeschreiblich, deshalb hoffe ich, dass die wenigen gelungenen Fotos der Fahrt wenigstens einen Einblick geben...

Fotos:
Begrüßungsgetränk,
Benni mit Schildkröte,
Mit dem Fahrrad on Tour,
Cocktail am Strand,
Schildkröte und ich,
Strand,
Frühstück am Pool,
Welcome to Senggigi,
Frühstück am Meer,
Ausflug mit dem Auto:
- Wasserbüffel, Fußballfeld auf Autobahn, Junge mit Trichter als Regenschutz auf dem Kopf,...
Und zum Schluss: wie transportiert man 20 lebende Gänse auf einem Roller?!?
































Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen