Dienstag, 18. Dezember 2012

Chickensandwich, Verwarnung und welcome to Australia!

Kaum wünsche ich mir mehr Zucht und Ordnung, schon sind wir dank der westlichen Bürokratie nur knapp an einer hohen Geldstrafe vorbei gekommen... Aber dazu später mehr...

Es ist soweit... Nur noch wenige Stunden bis zu unserem Flug (über Malaysia) nach Australien. Benni muss noch einmal alleine frühstücken, da ich immer noch keinen Appetit habe und die letzten Minuten im Bett genieße. Wir haben nach dem auschecken noch 7 Stunden Zeit - aber wir haben ja auch noch viel vor: Gesund werden, Anzug abholen und shoppen was das Zeug hält... .
Erster Laden: Apotheke aufkaufen! Jetzt müssen die versprochenen Wunderpillen, die fast so teuer waren wie mein Cocktailkleid, nur noch schnell wirken...

Für mich finden wir schnell noch ein langes Kleid, Sandalen, ein paar ordentliche Turnschuhe und eine billige original Markenbrille (Prata schreibt man doch mit T, oder?!), aber bei Benni fiel uns das ganze schon etwas schwerer... Ich bin wohl nicht so anspruchsvoll wie Benni... Der Anzug sitzt nach einer kleinen Änderung wie angegossen, aber irgendwie passen die blauen Adidasschuhe da nicht wirklich zu. (Fotos gibt's erst zum Captainsdinner, um den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten..)

Wir brauchen also Schuhe. Wir einigen uns auf einfache schwarze Stoffschuhe. Wird wohl nicht so schwer sein, die gibts hier schließlich bei den Händlern an jeder Ecke. Aber: Wenn die Verkäufer der Schuhläden in Kuta etwas können, dann ist es keine Schuhe zu verkaufen!!! Selbst wenn man ganz anspruchslos ist und die weißen Streifen auf den eigentlich schwarzen Schuhen ignoriert, möchte man schließlich weder zwei linke Schuhe, noch Schuhe in 2 verschiedenen Größen kaufen. Nach ca. 7 Geschäften geben wir auf und beschließen uns mal kurz eine Pause am Strand zu gönnen.
Aber: Läuft man am Strand entlang, will einem jeder ein Surfbrett andrehen und verneint man dies dankend, behaupten sie, man müsse jawohl Surfen, weil das hier schließlich jeder macht. Setzt man sich an den Strand und schaut den anderen beim Surfen zu, hat man auf einmal von hinten Hände auf den Schultern, die einen massieren möchten, man soll Pfeil und Bogen, Eiscreme, Getränke, Tücher, Schmuck, Obst, etc. kaufen. Und für jedes einzelne Produkt kommt nicht nur ein Verkäufer, sondern sie stehen in Reih und Glied hintereinander. Wir haben auf alle möglichen Arten versucht sie abzuwimmeln, freundlich, unfreundlich, durch Ignoranz... Keine Chance!
Wir stehen auf und gehen. Ich bin genervt. Dazu kommt, dass wir beide nicht so wirklich fit sind und nichts essen können ohne Bauchweh zu bekommen. Und jedesmal wenn ich den Geruch von Räucherstäbchen in die Nase bekomme, wird mir wieder kotz übel, weil mich das an mein Essen in Lombok erinnert. Keine gute Voraussetzung, da hier vor jedem Haus und mitten auf den Straßen überall der Duft in der Luft liegt. Dazu noch überall die nervigen Händler und Arbeitssuchende, ich höre nur noch "cheap", "taxi, taxi", "sunglasses", "Massas" ,"you Need transport....maybe tomorrow?!"...und "looki, looki"...Benni, der sich normalerweise nicht leicht aus der Ruhe bringen lässt, reagiert mittlerweile nicht mehr nur freundlich auf unsere "Freunde", wie sie sich so gerne selbst bezeichnen, sondern auch deutlich angespannter als noch vor einigen Tagen... Verrückt was man hier sieht: eine Angestellte eines Schmuckgeschäfts schneidet sich im Laden die Fußnägel, gepicknickt wird zwischen Müll und Abflüssen, ein internetfähiges Handy ist wichtiger als ein Schneidezahn und ein Roller mit nur 2 Personen drauf wirkt fast schon unterbesetzt...

Wir starten unseren letzten Versuch für Benni Schuhe zu finden, bevor wir zurück zum Hostel und zum Flughafen müssen. Also schlendern wir (zum 5ten mal heute) die Einkaufsstraße entlang und da fällt uns auf, dass ein größerer Laden ja noch 2 weitere Stockwerke hat. Wir fahren die Rolltreppen hoch und stehen mitten in einem riesigen Ausverkauf für Männerschuhe & Kleidung.
Wir freuen uns über Wühltische und werden auch schnell fündig. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es als Foto im Anhang. Während ich mich über Bennis Auswahl immer noch kaputt lache, fällt ihm auf, dass auf dem einen weißen Schuh leider rote Streifen zu sehen sind, die ganz schlecht mit Tipp- ex übermalt wurden. Ich sah die Hoffnung auf beidseitige Zufriedenheit schon wieder schwinden, aber wir haben Glück. Die Schuhe gab es noch einmal in der selben Größe... Sogar einen rechten und einen linken!!! Und so freut sich Benni über seine neuen Schuhe, die laut ihm mit 100%-iger Sicherheit aus Krokodilleder bestehen und nach einem weiteren Abzug von 20% des schon heruntergesetzten Preises, bezahlen wir umgerechnet 6,50€ für die schicken Dinger! Wir kommen uns vor wie Schnäppchenjäger bei kik und greifen bei der Gelegenheit noch bei den Fliegen und Krawatten zu. Die Verkäuferin deutet unsere besorgten Gesichter über die zu bindende Schleife richtig und präsentiert uns Größen-verstellbare Krawatten mit Klettverschluss.

Der Flieger geht um 22Uhr von Kuta und wir landen um 1:00Uhr nachts in Kuala Lumpur. Da der Weiterflug schon um 10:20h morgens ist, bleiben wir direkt am Flughafen, ich schlafe tief und fest, während Benni das Gepäck bewacht...Der Weiterflug geht nun nochmal 8 Stunden, mit reichlichen Turbulenzen... Mittlerweile bin ich eine recht gute Fliegerin geworden. Früher hätte ich vor Aufregung kein Auge zu bekommen - heute verschlafe ich sämtliche Luftlöcher.
Wir hatten Essen vorbestellt, 2x Lasagne und 2 x Chickensandwich. Mein Appetit ist aber immer noch nicht da und so packe ich das Sandwich in die Tasche. Wir landen um 20:30h, sind jetzt 9 Stunden vor euch und warten in der Schlange auf unsere Einreise. Wir bekommen schon unseren Stempel in dem Pass, werden aber vor dem Gepäckband nochmals aufgehalten und gefragt, ob wir was zu deklarieren haben: z.B. dreckige Schuhe, Kräuter, Hawaiketten (kein Witz!), Holzmasken, Pflanzen,... außerdem sollen wir angeben, ob wir in offenen Gewässern gebadet haben, etc. Wir hatten auf unserem Einreisezettel überall 'nein' angekreuzt und verneinten auch hier wieder. - So wie bei den letzten 10 Einreisen eben auch... Benni sagte dann noch kurz zu dem Beamten (nicht wirklich ernsthaft), dass wir das Chickensandwich aus dem Flugzeug noch in der Tasche haben. Und dann ging's los... Der Mann hielt uns eine Standpauke, dass wir Strafe zahlen müssen, weil wir vor dem Immigrationsamt etwas verschwiegen haben und wir sind uns nicht sicher, ob wir ihn ernst nehmen sollen. Er schreibt noch Chickensandwich auf den Einreiseschein und sagt, er drückt ein Auge zu. Wir wissen nicht genau, was das jetzt war, schreiben aber vorsichtshalber noch die Kekse selbstständig mit auf den Schein drauf, die noch im Rucksack stecken, bevor wir mit dem Gepäck zum Ausgang gehen können. Wir werden abgefangen von einem weiteren Beamten, der uns noch einmal zu verstehen gibt, dass wir eine Straftat begangen haben und als er sieht, dass wir selbst etwas nachträglich drauf geschrieben haben, wirft er uns vor, wie würden kein Respekt vor seinem Land zeigen. Jetzt werden erstmal alle Gepäckstücke durchleuchtet und wir müssen 2 Taschen komplett ausräumen (lassen). Und dann wird mein noch verpacktes Chickensandwich gefunden, sofort mit Handschuhen abtransportiert und untersucht. Obwohl sich schon seit 30 Minuten alles um meinen Sandwich dreht, steigt die Aufregung bei allen Beteiligten durch die Sichtbarkeit noch einmal an. Sogar ich fühle mich schon schlecht, dass ich es in der Tasche hab und mache fast Pipi in die Hose, was jetzt noch alles gefunden wird und passiert, so verrückt machen mich alle drum herum. Während wir auf die Ergebnisse (auf welche auch immer) warten, macht der Beamte mein Ipad an und schaut alle Bilder durch. Benni fragt freundlich, ob man wissen darf, was er da macht und wir bekommen arrogant die Antwort: "That's my Job." Okay... Er hat nichts gegen unsere Urlaubsfotos auszusetzen und dann kommt auch endlich eine Frau bewaffneten mit unserem Aufsehens - erregenden 'gefundenem Fressen'. Sie erklärt uns noch einmal, dass wir eine Straftat begangen haben und dass das Chickensandwich jetzt entsorgt werden muss. Quarantänevorschrift! Wenn die wüssten, was in meine Bauch grad so los ist, hätte ich wahrscheinlich auch entsorgt werden müssen. Benni fragt die Frau, ob sie es nicht auch komisch findet, dass etwas, dass in einem Flieger gekauft wird, der ihren Flughafen ansteuert, in ihrem Land verboten ist. Sie lacht erzählt irgendwas von Gesetzen und hält uns dann die schriftliche Verwarnung unter die Nase. Das ist doch mal ein Start!
Wir haben uns zu sehr an das lockere Südostasienklima gewöhnt und kommen mit Bürokratie nicht mehr so gut zu recht. Anders können wir uns unsere Straftat nicht erklären...

Mit einer Stunde Verspätung holen wir am Flughafen noch den reservierten Mietwagen ab und düsen los. Okay, düsen ist übertrieben - jetzt darf ich mich am Steuer beweisen. Lenkrad auf der falschen Seite, Linksverkehr und Automatik... Aber es klappt!
Wir wollten es irgendwie bis zum nächsten Tag nach Rockhampton schaffen, haben es also gar nicht eilig. Das Hostel ist sowieso erst ab mittags gebucht, längere Pausen also eingeplant... Überall im Internet und den Reiseführern steht, dass man nicht im Auto übernachten darf. Strafe: 140$!
Ich fahre bis 1:30h, merke dann aber, dass nichts mehr geht. Wir fahren in das nächste Kaff und finden einen öffentlichen Waschraum und einen Parkplatz, klappen die Sitze zurück und schlafen schon fast, als ich ein Auto hinter uns bremsen hörte. Die erste Verwarnung schon in der Tasche und dann steht da auch schon die Polizei... Aber wir haben Glück! Der nette Polizist fragt, wo wir hin möchten und findet wohl auch, dass er uns keine knapp 600km mehr zumuten kann... Er wünscht uns sogar eine gute Nacht!
Wir schlafen durch und fuhren den Tag über gemütlich weiter. Okay, kurz wurde es ungemütlich, nämlich als ich die Entfernungen zwischen den Tankstellen im Outback unterschätzt habe und das Tanklicht dunkelrot strahlte, obwohl keine Tankstelle in Sicht war. Aber auch das ist nochmal gut gegangen. Wir besuchten auf der Suche nach einer Tanke noch einen schönen See. (Foto)
Wir haben sogar ca. 10 Kängurus und einen Koala gesehen. Die sehen Tod am Straßenrand aber echt nicht schön aus. Aber die Landschaft ist der absolute Wahnsinn. Wir fahren ca. 800km quer durch Australien und kommen durch nur ca. 10 Ortschaften durch. Vorbei an Seen, Bergen, durch Wälder mit verschiedensten Bäumen und Pflanzenarten und wir entdecken sogar einen Cowboy!

Unser Hostel liegt nicht wie erwartet zentral in Rockhampton, sondern ca. 40 km entfernt in Emu Park. Wir freuen uns, als wir in das Dorf fahren und Sonne, Meer und einen riesigen einsamen Strand erblicken. Besser als erwartet. Wir nutzen den Nachmittag noch aus und fahren ein bisschen spazieren. Super Strände hier am südlichsten Zipfel des Great Barrier Reef und kein Mensch dort zu sehen. Wir finden einen kleinen Berg (!!! um alles über 200m mache ich einen großen Bogen!) mit einem Aussichtspunkt, an dem man Schildkröten im Meer beobachten kann. Süß, wie die kleinen ihren Kopf rausstrecken - leider zu weit weg um gut zu fotografieren. Eher ein Suchbild...

Am Abend wollen wir die Küche im Hostel nutzen. Das erste mal kochen seit 2,5 Monaten. Wir freuen uns drauf, gehen in den Supermarkt und da trifft uns fast der Schlag! 1,5 Liter Cola kosten 3,50€, ein Brot ca. 7€, Pizza aus der Kühltruhe 6€...wir kaufen Toast, Wasser, Bananen, einen Granny Smith (endlich!), Tomatensauce und billigen Käse für insgesamt knapp 15€und fangen an, die günstigen Essensstände in Südostasien zu vermissen... Und uns auf die Vollpension auf dem Schiff zu freuen... Aber bis zur Einschiffung sind es noch 5 Tage, die wir voll und ganz an der Sunshine coast und Gold coast nutzen werden!

Oh ich sehe gerade den Wetterbericht aus Deutschland. Sieht kalt aus bei euch!
Viele liebe Grüße aus Emu Park, 32 Grad....

Fotos:
Geschlafen wird überall,
Bennis Krokodillederschuhe,
Flug nach Australien,
Letztes Strandbild im Indonesien (Richtung Bäume)
Erstes Strandbild in Australien (Richtung Meer),
Tankstelle gesucht, nen See gefunden,
Bergbesteigung zum Schildkröten - Ausblick,
Schildi im Wasser,
Verwarnung.




























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