Dienstag, 4. Dezember 2012

Indonesien

Rückblickend sind wir immer noch fasziniert, was wir in den 5 Tagen Borneo erlebt haben: eine Übernachtung mitten im Urwald, Angriff eines Orang Utans, ein 3- 4 Meter langes Krokodil schwimmt neben unserem Paddelboot und wir saßen auf dem Gipfel des höchsten Berges Südostasiens.
Heute, 3 Tage später, ist Bennis Wunde, die durch ein Murmeltier verursacht wurde, verheilt und die Anstrengung und Schmerzen der Besteigung sind fast vergessen. (Das soll nicht heißen, dass ich sowas jemals wieder tun würde!)
Aber ihr könnt euch nicht vorstellen, was für einen Muskelkater wir haben/hatten!!!! Und das in Verbindung mit den asiatischen Hocktoiletten - Horror! Übrigens im Anhang ein Foto zur Benutzung der westlichen Toiletten. Trotzdem findet man hier tatsächlich ab und zu Fußabdrücke auf den vereinzelt westlichen Toiletten...

Unsere Reise ging am Samstag weiter nach Jakarta. Allerdings etwas verspätet, da das Flugzeug leider kaputt war und die Ingenieure erstmal danach schauen müssen. So hieß es zumindest in der Durchsage... Ein Traum für Passagiere mit Flugangst...
Wir haben den Flug aber sehr gut überstanden, benötigten nur mehr Zeit die Treppen hoch und runter zu kommen als sonst. Tat weh aber sah auch lustig aus.
Für das Visum muss man hier noch vor der Gepäckabholung 25$ bezahlen. Kreditkarten werden nicht akzeptiert und Bargeld hatten wir keines mehr. Einen Automaten gibt es nur außerhalb im Flughafen. Also ging ich los und rannte ohne Reisepass einmal sozusagen illegal eingereist durch den Flughafen, in der Hoffnung, dass die Mitarbeiter der ganzen Kontrollen sich gleich noch an mich erinnern und wieder in den Sicherheitsbereich lassen. Lief alles nach Plan und so saßen wir kurze Zeit später im Taxi zu unserem Hotel, vorbei an Mautstationen aus denen laute Technomusik dröhnte, riesigen Leuchtreklamen und dem größten LCD - Bildschirm, den wir je gesehen haben und vielen sichtlich heruntergekommenen Unterkünften, Leuten, die auf der Straße leben und unendlich vielen Ständen mit Essen. "Die Indonesier sind alle sehr dick, die essen den ganzen Tag", erklärt uns der Taxifahrer.

Wir haben einen Tag in Jakarta eingeplant um uns die Stadt anzusehen und um ein Ticket für die Weiterfahrt zu besorgen. Da hatten wir allerdings den Muskelkater noch nicht mit bedacht, der es uns ganz schön schwer machte, die 8-spurigen Autobahnen schnell zu überqueren... Der Verkehr ist übrigens die Hölle. Auf Autobahnen fahren Pferdekutschen auf der Überholspur, langsame Fahrräder mit mobilem Suppen- und Kaffeeverkauf drängen sich klingelnd durch die Autos und es geht nicht vorwärts, was allerdings auch daran liegen könnte, dass alle 500m ein wohl selbsternannter Verkehrsbeauftragter gegen etwas Kleingeld entgegenkommende Autos anhält, damit man auf 4-spurigen Straßen drehen kann...
Kurz vor erreichen des Bahnhofs schmeißen wir unseren Plan noch einmal um und buchen direkt einen Zug quer durch Java bis nach Surabaya, anstatt noch einen Stopp an der südlichen Küste zu machen, der eigentlich geplant war. Die Fahrt nach Süden gestaltete sich nicht so leicht, da die Verbindungen nicht gut sind. Ich bin immer noch schlagkaputt von dem Berg und habe keine Lust, 3x umzusteigen, direkt bei Ankunft die Weiterfahrt zu planen, dazwischen noch einen Ausflug zu machen. Reisen kann bei unserem Tempo ganz schön anstrengend sein...

Den weiteren Tag verbringen wir (wie immer) zu Fuß unterwegs in der Stadt und landen in einer der riesigen Shopping-Malls, von denen es in Jakarta mehr als 100 gibt. Wir brauche noch ein neues Ladekabel, von daher schlendern wir ein bisschen umher und stehen kurz darauf sprachlos im Obergeschoss im Kinderland. Ein Zug fährt durch die Mall, ein Kinderkarussell steht in der Mitte zwischen den Geschäften und es gibt ein extra Kinder-Fastfoodrestaurant, Abenteuerspielplatz, Gymnastikraum und Kinderdisco zwischen dem Hello Kittie Shop und einem Disneystore...

Ich kann mal wieder nicht fassen, was hier drin passiert, während vor der Mall die Leute auf der Straße sitzen oder mit ihrem transportablen Verkaufsstand an einem Kaffee, den sie kilometerweit mit dem Fahrrad transportieren, 10 Cent verdienen...

Für den nächsten Tag ist also mal wieder eine Zugfahrt geplant. Wir nehmen lieber die Züge am Tag, da man dann von der Landschaft etwas sehen kann. 10 Stunden, 725km für 34€ pro Person. Der Zug ist der 1. Klasse-Zug von Java, vergleichbar mit einer schlechten Regionalbahn in Deutschland. Aber man bekommt eine Sitzplatzreservierung automatisch dazu.
Alle Sitzplätze schauen in eine Richtung, aber an beiden Enden hängen Fernseher. Vielleicht, damit man auf dem Weg zur Toilette nichts vom Film verpasst? Wenigstens besseres Programm alsvauf Busfahrten. Mal ein Musikvideo von Westlife, mal Werbung und eine Art "bitte Lächeln"- Sendung aus den Achtzigern. Einige lachen, andere schlafen oder singen laut bei ihrer eigenen Musik mit.

Das Zugpersonal ist komplett überbesetzt. Mit dem Schaffner läuft außerdem ein Zugbegleiter und ein Polizist mit, wenn die Fahrkarten kontrolliert werden. Am laufenden Band kommen Mitarbeiter mit Essen und Trinken vorbei und aus dem Einkaufswagen werden Spiele und Süßigkeiten verkauft. Wir bestellen zwei Cappuccino und werden von 3 Mitarbeitern gleichzeitig bedient: einer kassiert, der andere überreicht die Becher und der letzte kontrolliert, dass die anderen zwei alles richtig machen.
Der Zugbegleiter kommt zu uns und entschuldigt sich, dass es reinregnet. wir befinden uns in einem gerade für hier gewöhnlichen Monsunregen, aber der Zug ist nicht auf Regen vorbereitet. Wenigstens lohnt es sich jetzt für den Mann mit Wischmob, der die komplette Fahrt scheinbar nur für unser Abteil zuständig ist und ständig wischt. Außerdem fragt er uns, wie die Züge in Deutschland sind und wir sagen ihm, dass sie den gleichen Standard haben - alles andere hätte ihn vielleicht enttäuscht - er ist so stolz auf seine Arbeit und den Zug...

Wir kommen in Surabaya an und möchten uns erstmal umsehen, ob wir für den nächsten Tag einen Ausflug zum Bromo-Vulkan irgendwo buchen können. D.h., erstmal Taxifahrer abwimmeln... Wir stehen am Ticketschalter des großen Bahnhofs, 4 Mitarbeiter am Computer, doch niemand weiß, wann ein Zug in die Richtung geht. Ein Security hilft uns und schickt uns zu einem separaten inoffiziellen Schalter, der uns die Verbindungen für den nächsten Tag raussuchen kann.
Nun mit dem Taxi zum Hotel. Wir haben schon halb 8 Abends, noch nichts gegessen und früh am nächsten Morgen geht's schon weiter. Erholung ist nicht...
Wir fahren eine Stunde durch die Stadt und bezahlen dafür 6,35Euro. Im Vergleich zu einem Hop on/off Bus in unseren westlichen Städten ein Schnäppchen und genauso viel gesehen: Die Stadt leuchtet und wirkt auf den ersten Eindruck (im Dunkeln) wirklich schön. Meine Weisheit für heute: der Reiseführer lügt. Drin steht nämlich das Gegenteil. Wir befinden uns mal wieder auf einer 4-spurigen Straße und auf einmal fährt etwas blinkendes neben unserem Taxi. Wir schauen genauer hin und stellen fest, dass dort mitten auf der Straße ein vollbesetztes Karussell fährt: Vorne ein Motorrad, sozusagen als Pferd verkleidet, dass mehrere Wägen hinter sich zieht. Schwer zu beschreiben, sozusagen ein Karussell, dass sich nicht im Kreis dreht, sondern auf einer Autobahn geradeaus fährt und von einem Pony angeführt wird. Ab sofort halten wir die Kamera für solche Momente bereit...
Wir kommen in unserem Hotel an und haben für 28Euro ein Appartement, so groß wie meine Heidelberger Wohnung, im 15. Stock mit Blick auf die Stadt.
Wir haben nicht mehr viel vor, sondern wollen nur noch etwas essen. Im Zimmer liegt ein Flyer des Hotelcafes, dass noch 1,5 Stunden geöffnet hat. Die Mitarbeiter sehen, wie wir uns hinsetzen und legen sich wieder zurück aufs Sofa. Also gehen wir zur Theke, alle Mitarbeiter springen schnell auf und eine Mitarbeiterin namens "Luki" freut sich, dass sie ihr deutsch an uns üben kann, setzt sich ohne Hemmung zu uns und wir schweigen uns an... Dann will sie sich mit Benni auf facebook befreunden - es gibt aber kein "ü" für Füger auf ihrer Tastatur. Also lassen wir das und schweigen uns weiter an... Wir bekommen unser Essen serviert, während zeitgleich eine andere Mitarbeiterin schon unseren Tisch, also Salz, Pfeffer, Servierten und Co abräumt. Schließlich schließen sie in einer Stunde das Restaurant...
Heute morgen um 7Uhr ging es los nach Probolinggo. Wir stehen am Bahnhof und es spielt eine Band Musik von den Beatles für die wartenden Fahrgäste. (Foto) Wir trinken noch einen Kaffee bevor es losgeht, während ein Mann für ein paar Cent unsere blauen Turnschuhe mit schwarzer Politur überziehen möchte... kleine Kindergartenkinder können es kaum fassen, dass ein blonder Mann vor ihnen steht. Zu süß, wie sie alle Benni anstarren! (Foto)
Auch heute kommen im Zug alle 5 Minuten Mitarbeiter, die etwas verkaufen möchten. Die Fahrt dauert 2 Stunden und wir steigen pünktlich zum Filmende von "Kevin allein zu Haus" aus und kämpfen uns weiter, denn wir sind noch nicht ganz an unserem heutigen Ziel angekommen. Erstmal aus dem Zug rausspringen, denn Stufen gibt es hier keine... (Siehe Foto!) Ein Mann an der selbsternannten "Touri-Info" warnt uns vor Betrügern, die uns mit ihrem Yellow-Car zu einem Reisebüro bringen, wo überteuert Ausflüge und Weiterfahrten verkauft werden, anstatt direkt zum Busbahnhof zu fahren, von wo es eigentlich offiziell weiter geht. Wir sitzen schnell in einem Yellow-Car (Foto) und steigen an einem Reisebüro aus....
Wir buchen dort noch schnell eine Tour für morgen, werden dann von einem anderen Bus wieder eingesammelt und halten dann am "richtigen" Busbahnhof... (Das meinte wohl der Mann von der Touri-Info....) Zu spät... Ich gebe noch schnell einigen neugierigen und kichernden Mädchen ein Interview, grüße in ihre Kamera einen mir unbekannten Mr. Chilo (vielleicht ihr Lehrer) und dann geht's auch schon weiter Richtung Vulkan. (Ab sofort alles im Ausflugspreis inklusive...) Wir fahren zu ca. 20t in einem Minibus. Ein paar Einheimische fahren außerdem auf dem Dach mit, wo auch unser Gepäck verstaut ist...
Wir sind jetzt in einem Dorf (Cemoro Lawang), 3km vor einem aktiven Vulkan und sitzen auf der Terasse unseres Zimmers. Heute Nacht um 3Uhr kommt (eventuell und hoffentlich) ein Jeep, der uns zu einem Aussichtspunkt bringt, an dem man bei Sonnenaufgang den Vulkan anschauen kann. Danach geht es noch zu Fuß weiter..... (Das überlege ich mir nach dem Mount Kinabalu allerdings noch, ob ich da mitmache.) Gebucht haben wir im Reisebüro (eventuell und hoffentlich) außerdem morgen mittag den Transfer aus dem Dorf wieder raus und bis nach Bali, wo wir (eventuell und hoffentlich) morgen Abend ankommen. Drückt uns die Daumen, dass der Ausflug nur überteuert verkauft wurde. Blöd wäre es, wenn wir heute Nacht am Hotel stehen und kein Jeep kommt...

Fotos:
Anleitung für westliche Toiletten,
verdutzte Kindergartenkinder,
der Sprung aus dem Zug,
eine Band morgens auf dem Bahnhofsgelände,
Benni wird zum Geldautomat gefahren, damit wir den Ausflug bezahlen können,
unsere Terrasse 3km vom Vulkan entfernt,
die Fahrt im Yellow-Car,
Verkäufer im Zug,
wir kaufen im Dorfladen zwei Flaschen Bier,
ein "normaler Schulbus" und ein beladener LKW,
ich beim Interview.
























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