Montag, 15. Oktober 2012

Transsib 11.10.12

Die Spannung steigt...wir sitzen schon 2 Stunden zu früh am Bahnhof... Die Zeit sollte man mindestens einplanen, um sich durch die kyrillischen Buchstaben zu kämpfen um am Ende den richtigen Bahnsteig zu erwischen. Benni kann das Alphabet mittlerweile nahezu perfekt, sodass wir die restliche Zeit in der Wartehalle damit verbringen, St. Petersburg und Moskau Revue passieren zu lassen und gespannt die mit uns Wartenden zu beobachten - denn jeder von ihnen könnte gleich schon mit uns 5000km, 4 Tage, in der 4er Kabine verbringen. (Aber bitte nicht der kleine Schreihals am Ende der Bank) Wobei ich gerade jeden hier auf den Bänken besser finde als unsere Mitbewohnerinnen der letzten Tage. Wir einigen uns darauf, dass das letzte Hostel eine Notunterkunft für wohnungslose Arme gewesen sein muss. So wirkte es jedenfalls. Das waren keine Touristen, sondern die hatten sich häuslich in dem Mehrbettzimmer eingerichtet und fühlten sich wie zu Hause. Und so benahmen sie sich auch... Aber für 10 Euro die Nacht, 5 Minuten zu Fuß vom Roten Platz entfernt, sollte man eigentlich nicht meckern. Trotzdem unangenehm. Werde bei Gelegenheit mal googlen, was es mit den Zimmern auf sich hat und würde das nächste Mal jedenfalls 5 Euro mehr zahlen!

St. Petersburg ist für mich die schönere bzw. nettere Stadt gewesen. "Entweder die Russen sind unheimlich freundlich oder wir wirken einfach unheimlich dumm" (Zitat Benni), beschreibt ziemlich genau, wie hilfsbereit die Menschen auf uns zugegangen sind, wenn wir den Stadtplan dreimal falsch herum gedreht haben oder länger als 15 Sekunden an einer Kreuzung standen. In Moskau kam ich mir dagegen überall lästig vor. Weder die Frau am Ticketschalter wollte uns was verkaufen, noch die Rezeption bemühte sich unsere Buchung zu finden...
Aber Moskau hat trotzdem natürlich auch tolle Plätze. Die Basilika Kathedrale sieht eher aus wie ein Märchenschloss und die goldenen Kuppeln über der gesamten Stadt sind überragend!!! Außerdem lohnt es sich einfach drauf los zu schlendern. Hier findet man einen Comic-Park, dort einen Wochenmarkt mit besonderen russischen Spezialitäten. Ein unvergesslicher Anblick war außerdem ein kleiner Chihuahua, bekleidet mit kariertem, gestricktem Hemd und ner Lederhose, der von einem Security den Eintritt zu Mc Donalds verwehrt bekam. Vielleicht, weil er keine Schuhe trug. Verrückte Stadt. Sagte ich ja bereits...

So. Zurück zum Bahnhof. Jetzt steht auch das Gleis an der Tafel angeschrieben. Rucksäcke geschnappt, ein Foto an der "Transsib-km- Säule", die an unserem Bahnhof 0 km zeigt (siehe Foto) und da fährt der Zug auch schon ein.
Geprägt von unserer Fahrt von St. Petersburg nach Moskau und den Infos aus unserem Reiseführer speziell für diese Strecke, steigen wir ein und sind überrascht über den "Luxus" im Zug: Liebevoll eingerichtete und geräumige Abteile, mit praktischen Schubladen, Radio, Leselampen, jeweils einer Steckdose im Abteil (und nicht wie im Reiseführer beschrieben nur eine im gesamten Wagon, um die man sich streitet), einen flatscreen Fernseher mit 3 russischen Programmen und ein liebenswerter Zugbegleiter, der sich bemüht uns auf deutsch zu begrüßen... Der erste Eindruck: in Russland würde sich eine BahnCard 100 lohnen und man könnte sich seine Miete sparen.
Mit uns ziehen 2 nette Russinnen ein, sprechen zwar kein Wort deutsch, aber die Verständigung klappt ;-)
(Der kleine Schreihals wohnt im Abteil nebenan - Glück gehabt!)

Wir richten uns gerade ein, da steht eine Frau vor der Tür und erzählt uns etwas auf russisch. Wir verstehen kein Wort, nicken nur freundlich. Daraufhin der nette Zugbegleiter, dicht gefolgt von einem Kameramann. Wir dachten uns, okay, vielleicht fotografieren die zur Sicherheit jeden Passagier?! Der Mann mit der Kamera setzt sich wie selbstverständlich zu uns ins Abteil, erzählt uns vermutlich von seinem Vorhaben, wird dann aber netterweise von unserer russischen Mitfahrerin aufgeklärt, dass wir nur freundlich lächeln aber kein Wort verstehen... Daraufhin flogen ein paar Fetzen "tv, Movie,..." Und schon hält er die Kamera voll auf mich, während der Schaffner meine Fahrkarte kontrolliert. Empfängt man mit Sky russisches Fernsehen? Mal alle Augen aufhalten nach einem Bericht über die Zugstrecke!
Leider ist es schon dunkel draußen und der Zug wird ruhig. Schlafenszeit! Benni oben, ich unten. Gute Nacht!

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