Samstag, 20. Oktober 2012

18.10.-20.10. Grenze & Ulan Bator

Standort: Ulaanbaatar, Mongolia
Wir machen es uns mal wieder in der Eisenbahn gemütlich... Wenn doch nur die Grenzübergänge nicht wären... Bennis Geburtstag verbringen wir also zunächst 4 Std. im letzten Kaff von Russland: Nauschki. Da gibt es ungefähr...Nichts. Nach 3 Stunden Wartezeit und 25x Gleiswechsel unseres Abteils (wenn man draußen aufs Klo will, muss man immer aufs Neue den Zug suchen), verlassen wir Russland und halten ca. 10 Minuten später wieder an... Jetzt darf die Mongolei ran. Gleiches Prozedere: Alle raus aus dem Abteil, Ecken ableuchten, Decken abschrauben, alle rein ins Abteil, Taschen zeigen, Rede und Antwort stehen und den Drogenspürhund einmal im Kreis laufen lassen... Der Grenzbeamte stempelt unseren Reisepass und während die Russen sich nicht von uns verabschieden, werden wir freundlich von den Mongolen mit "welcome to mongolia" empfangen! So fängts doch gut an!
Wir steigen früh morgens aus dem Zug aus und werden von einem pick-up Service zum Hostel gebracht. Von wegen... werden schon wieder von einem Taxifahrer verarscht. Gott sei dank geben sie sich hier mit weniger zufrieden und wir verlieren "nur" 5 Euro.
Übrigens: Die Hauptstadt Ulan-Bator fasst mehr als 1/3 der gesamten Bevölkerung der Mongolei. Jedoch sind viele Menschen noch nicht in der Stadt angekommen. Neben Deluxe Klamottenläden stehen Jurten, in denen die "Stadtbewohner" hausen. Unvorstellbar. Das passt doch eher in die Steppe. Wir wollen es genauer wissen und buchen einen Ausflug in den Naturschutzpark, 1,5 Std. entfernt von Ulan Bator, inklusive einem Ausritt und Verpflegung in einer Normadenfamilie...
Gott sei dank war es zu früh zum Frühstücken. Bei diesen Straßen und der Verkehrsregelung, in der sich keine Regel befindet, wäre das niemals gut gegangen! Unser Fahrer hält nichts von geteerten Straßen, sondern bevorzugt die Nebenstrecke. Es ist ungefähr wie Achterbahn fahren, nur der Looping bleibt (zum Glück) aus. Ausgewichen wird rechts, links oder auch beides schnell hintereinander, weil vor allem Schlaglöcher- aber auch Kühe, andere Autos oder Kamele im Weg stehen. Auf dem Weg sehe ich mein erstes Kamel und den ersten Yak in freier Wildbahn!!!! ... aber geht von den Strassen runter!
Kreuzungen werden hier von Ampeln und zusätzlich von 2 Helfern pro Fußgängerüberweg und außerdem noch 2 Polizisten mitten auf der Kreuzung geregelt. Absolutes Chaos! Wir fragen uns, was ein Autofahrer von hier wohl bei uns denken würde, wenn er sieht, dass eine Ampel die Kreuzung auch ganz alleine besser schaffen kann als zusätzlich 10 Arbeiter, die bei jeder Grünphase aufs neue ihr Leben riskieren!
Wir kommen nach einigen vielen Vollbremsungen und mehrmaligem Ausweichen an und werden zum Warten in eine Jurte gesetzt. Nach einiger Zeit sind wir uns nicht mehr sicher, ob wir "horse riding" oder vielleicht "house waiting" gebucht haben. Aber in einer Normadenfamilie gibt es keine Uhr - da können 5 Minuten auch mal ne Stunde dauern! Um so mehr freuen wir uns, dass es endlich los gehen kann. 2 Stunden Reittour auf Pferden ist angesagt! Mein Pferd, ein wilder, großer Hengst. Bennis Pferd, meiner Meinung nach, auf jeden Fall...ein Esel!
Wir reiten los. Ich auf Fjuri, Benni auf I-a, begleitet von einem Hund und einem Mann, der den Esel antreiben muss. ...vorbei an Tierherden, kleinen Flüssen, einer toten(!) Kuh mitten im Feld und ...einem Golfplatz!!! Unfassbar!!! Leider war das ziemlich am Anfang, als wir noch nicht ganz sattelfest im Trab die Grassteppen entlang galoppiert sind, weshalb es keine Fotos davon gibt...
Zuhause angekommen bekommen wir Reis und Fleisch(?!) serviert und haben dann noch 3 Stunden Zeit, durch die Landschaft zu schlendern... (Fotos!)
Da unser Fahrer sich zur vereinbarten Zeit nicht blicken lies, lud uns die Familie, von der wir zuvor Essen bekommen haben, noch in die Küchen-Jurte ein. Interessant... Hier liegt also das rohe Fleisch, von welchem Tier auch immer, mitten auf einem Bett... Guten Appetit! Aber es hat geschmeckt .Ich darf auf einem Sack Reis Platz nehmen und bekomme einen leckeren Tee serviert!
Wir werden abgeholt und erleben zunächst das gleiche Abenteuer wie auf der Hinfahrt. Und dann musste getankt werden... Drei Frauen rennen hektisch von Auto zu Auto und tanken für die Fahrer. Das Geld gibt man direkt aus dem Auto, die Frauen rennen in die Tanke rein und holen Restgeld. Unser Fahrer bezahlt, die Frau schreit, unser Motor wird ausgeschaltet und wir werden an die Seite geschoben. Nein, das Auto braucht kein Diesel, Benzin!
Währenddessen das Auto aufgebockt (auf mehrere Autoreifen gehievt) wird, und sie versuchen, Diesel aus dem Tank fließen zu lassen, dürfen wir in das Tankstellenhaus gehen und den weiteren Verkauf managen. (Allen Kunden erklären, dass wir nichts verstehen und kein Geld annehmen können, während die 3 Tankstellen- Frauen mit unserem Auto beschäftigt sind.) Fast wären wir sogar ans klingende Telefon ran gegangen...
Wir bekommen als Entschädigung einen Kaffee für umme, sitzen im warmen und können alles aus der ersten Reihe beobachten. Das aufgebockte Auto wird schnell zur Nebensache- ein Anhänger mit jeder Menge Krimskrams und mitten drin/drauf einem Pferd kommt gefahren.... Das nächste Auto möchte tanken, hat seine Ladung jedoch unterschätzt und ist zu hoch beladen...Und zum Schluss entdecken wir in der Tankstelle noch jede Menge Warnhinweise, die die 3 Frauen zu beachten haben, z.B.: das Auto darf nicht zur Seite kippen beim Tanken - es wurde jedoch nicht explizit auf den Unterschied zwischen Benzin und Diesel hingewiesen... :-)
Nach einer Stunde steigen wir wieder ein und unser Fahrer lacht sich über den Vorfall kaputt. Und dass, obwohl er nur mit Trainingsjacke im Schnee stand und selbst Hand anlegen musste- unvorstellbar wie ich zu Hause wahrscheinlich geschimpft hätte...

Heute war der letzte Tag in der Mongolei. In 5 Stunden geht das Taxi zum Bahnhof und wir fahren den letzten Teil der Strecke zu unserem Ziel am Montag mittag: Peking!
Da ich nicht weiß, wie, bzw. ob ich in China und Tibet überhaupt ins Internet komme, werde ich evtl. für die nächsten Etappen vorschreiben müssen und kann erst in Kambodscha berichten...
Unser Plan für die nächsten 19 Tage;
Peking, Xi'an, Lhasa, Schiffsfahrt und Shanghai.

Fotos im Anhang:
Warten in der Jurte,
Landschaftsbilder,
Fjuri und I-a,
Grassteppe,
Tankstellen-Beobachtungen.

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