Sonntag, 15. Dezember 2013

Von den Bocas nach Boquete...

Standort: Boquete, Panama
Obwohl man hier auf den Bocas durchaus sehr gut haengen bleiben kann - die karibische Ruhe & der "komm ich heut nicht komm ich morgen- Flair" laden geradewegs dazu ein, entscheiden wir uns gegen einen laengeren Aufenthalt und verabschieden uns von der Idee, hier einen Tauchschein zu machen. Mir hat das Schnorcheln durchaus gereicht - noch naeher moechte ich so nen Stachel von einem Rochen gar nicht vorm Auge haben und Benni zieht es auch in Richtung Landesinnere. Ueber unser Hostel wollen wir einen Shuttle buchen, weil es mit oeffentlichen Bussen viel laenger dauert (die halten ueberall, wo ein einzelnes Huettchen steht) und ausserdem hatten wir auf unserer Reise zu den Bocas auch sehr gute Erfahrung gemacht. Klapprige Kiste mit sicherem Fahrer. Am Abend ist noch unsicher, ob es noch Plaetze in Richtung Boquete gibt und da wir nicht laenger hier bleiben wollen (die Zeit rennt!), schauen wir uns nach einer Alternative um. Um einen eigenen Shuttle zu bekommen muessten wir mindestens 4 Personen sein, damit sich der Preis fuer die Fahrer lohnt. Benni trifft unsere kanadischen Freunde von mittags wieder und erzaehlt ihnen, wie schoen es in Boquete ist und sie springen wortwoertlich mit aufs Boot, ohne zu wissen, was sie dort wollen. Unsere Weiterfahrt ists gerettet und wir werden am naechsten morgen von Carlos auf einem Wassertaxi zu der Hauptinsel gebracht. Von dort geht es zurueck mit dem Speedboat nach Almirante, wo schon ein junger Taxifahrer auf uns wartet. Wir sitzen relativ unbequem und gequetscht (unsere Rucksaecke werden auf halbe Groesse gepresst) und das Auto besitzt nicht mehr Anschnallgurte als es muss. Nur der Fahrer muss angeschnallt sein und auch nur dann, wenn er gerade an einer Polizeikontrolle oder einem Grenzposten vorbei faehrt. Wir halten noch kurz an einer Tanke, wo der Fahrer den Reifendruck prueft - klingt sicher, wir wissen aber, dass er keine Ahnung hat, was er da tut - und fahren von Almirante los. Es dauert keine 5 Minuten und ich merke die Anspannung in meinem Ruecken und meinen Haenden, weil ich mich in den Sitz presse und festkralle. Der Typ faehrt wie gestoert und gefuelhl noch schneller, als das Speedboat und rast hupend durch Kurven und ueberholt alles, was im Weg ist. Wir kommen an einer Unfallstelle vorbei, wo eine Familie mit kleinen Kindern neben einem Mietwagen steht, der in einem ca. 1,5 Meter hohen Graben steckt und unser Taxifahrer faengt an laut zu kirchern;"Paul Walker, hihi, Crash, hihi, dead." Ich spare mir mein Kommentar und konzentriere mich auf die Strasse, damit ich auf jedes Hinternis gefasst bin und nicht ueberraschend gegen die Scheibe gepresst werde. Diese Fahrt ist schlimmer als die wilde Maus auf dem Rummel. Zwischendurch schaue ich natuerlich noch nach draussen, schiesse unfassbare viele Bilder von der tollen Landschaft und freue mich, dass wir bei dem Tempo wenigstens schnell am Ziel ankommen. Mitten auf der Strasse haelt der Taxifahrer ploetlich an, guckt doof und gibt uns zu Verstehen, dass wir aussteigen muessen. Wir packen unsere Wertsachen zusammen (bekannter Trick in diesen Laendern ist naemlich, dass eine Panne vorgetaeuscht oder vorsaetzlich geschieht und waehrend man sich darum kuemmert, werden einem die Sachen aus dem Auto geklaut) - aber unser Taxifahrer hat tatsaechlich einen Platten. Waehrend er sich unters Auto schmeisst, machen wir ein paar Fotos von der Landschaft und entdecken Fleischfressende Pflanzen am Strassenrand. Wir streichen mit dem Finger darueber und verarschen sie - das sollte man nicht zu oft machen, da die Pflanzen fuer das Schliessen viel Energie benoetigen und sicher auch enttaeuscht sind, wenn sie kein Insekt gefangen haben(Fotos!) Nach erfolgreichem Reifenwechsel (ob das Ersatzrad noch bis Boquete halten wird ist fraglich) fahren wir weiter und kommen an einen weiteren Unfallort. Dieses mal war einem Auto ein Baum im Weg. Wieder lacht unser Fahrer und ich denke mir nur, ob er gar nicht rafft, dass ihm das mit 180km/h auf einer mittlerweile noch nassen Serpentinenstrasse, waehrend er mit einen Telefon telefonieren ist und auf dem anderen SMS schreibt, auch passieren kann...Im Radio kommt ein bekanntes Weihnachtslied und wir freuen uns aber der Fahrer schaltet einen anderen Sender ein. Wir fragen ihn nach Weihnachten und er antwortet nur kichernd "ja, Weihnachten, am 25. Dezember!" ... Er versteht einfach gar nicht, was man mit ihm redet - egal ob auf Englisch oder Spanisch. Naja. Wir kommen nach 3,5 Stunden Unfallfrei in Boquete an und mir faellt ein Stein vom Herzen. Der Fahrer will uns noch zu unserem Hostel bringen, weiss aber nicht wo es ist. Wir halten ihm eine sehr uebersichtliche Stadtkarte hin (der Ort ist klein und besteht aus einer Hauptstrasse mit wenigen Nebenstrassen) und er winkt mit den Worten "Karten lesen kann ich nicht!" ab. Wie traurig. Waehrend wir nach dem Hostel Ausschau halten fangen die Kanadier auch langsam mal an im Reisefuehrer zu lesen, wo sie hier sind und was man so machen koennte. Wir haben es uns schon fast gedacht - sie checken einfach direkt nach uns im gleichen Hostel ein wie wir. Nassgeschwitzt von der Fahrt moechte ich erstmal duschen, was sicher notwendig gewesen waere, aber ohne Wasser im Dorf nicht moeglich war. Ein Rohr ist beschaedigt und es gibt noch keine Aussage darueber, wann die Reparatur fertig ist. Wir duerfen uns kostenlos Trinkwasser mit aufs Zimmer nehmen, um im Notfall spuelen zu koennen. 250 Fernsehprogramme auf unserem Flatscreen aber kein Wasser im ganzen Dorf. Unglaublich! Nach dieser turbulenten Fahrt wird mir schlecht bei dem Gedanken, dass wir von Boquete uebermorgen auch noch 500km nach Panama City fahren muessen und ich checke mal vorsichtshalber, ob es guenstige Fluege gibt. Nach ausgiebiger Recherche, dass die oeffentlichen Busse ueber die Interamerikana fahren und wahrscheinlich sogar sicherer sind, als ein kleiner Shuttlebus oder eine Taxifahrt, werden wir wohl doch die guenstigere Variante mit dem oeffentlichen Bus (8 Stunden fuer ca. 15Euro waehlen). Es ist gerade ein wenig regnerisch hier 1000m ueber dem Meeresspiegel, aber wir laufen trotzdem erstmal los, um den morgigen Tag zu planen und wir stellen fest, dass wir aus verschiedenen Intentionen hier sind: Benni reizt der Vulkan, obwohl wir uns zuvor geeinigt hatten, dass hohe Berge und Wanderungen fuer mich nicht mehr in Frage kommen und ich bin auf Adventure aus. Hiking, Canopy oder Raften. Die Tour zum Vulkan wuerde abends um 22Uhr los gehen und man laeuft so, dass man am Sonnenaufgang ganz oben ist (das kommt mir irgendwie so bekannt vor). Gegen 11Uhr am vormittag ist man wieder zurueck. Klar, ist es toll mal auf dem hoechsten Berg Panamas gestanden zu haben, von wo man sowohl den Atlantik als auch den Pazifik sehen kann, aber zum Glueck ist ein Aufstieg derzeit gar nicht moeglich (Benni informierte sich naemlich doch noch heimlich darueber), da es zu neblig und rutschig und somit zu gefaehrlich ist. Wir lassen uns in einem Tourilaedchen ueber Ausfluege beraten und unterschreiben gleich drauf einen Zettel, dass die Agentur bei Verletztung oder Tod nicht haftet. Als wir das letzte mal so etwas unterschrieben haben, tauchte ploetzlich ein Krokodil neben unserem Paddelboot auf. Mir wird ein wenig mulmig aber wir unterschreiben. Der Plan fuer morgen steht. Wir gehen noch lecker Pizza essen und werden von der Bedienung gefragt, ob wir Besteck benoetigen. Gar keine verwerflich Frage, wenn wir nicht auch einen Salat vor uns stehen haetten. Wir essen wie zivilisierte Menschen und freuen uns, dass im kompletten Restaurant das Licht ausgemacht und ungefaehr 50 verschiedene Lichterketten in 50 verschiedenen Farben angeschaltet werden. Zurueck im Hostel erfahren wir, dass es noch kein Wasser gibt. Aber vielleicht wird es heute Nacht noch repariert... Wir legen uns ins Bett und schauen Fernseh, bis es Benni auf einmal ziemlich zu jucken anfaengt. Er steckt mich damit an und wir vermuten, dass wir ein paar Mitbewohner auf dem Laken haben. Ich google mal die Symptome, aber gebe direkt auf. Bekanntlich wird man von google oftmals als schwer ansteckend bzw. schon tod erklaert. Ohne Probleme bekommen wir ein neues Zimmer - sogar mit einem Safe im Schrank. Und dann blubbert es zum Glueck auch noch aus dem Waschbecken und es gibt wieder Wasser. Benni schraubt trotzdem den Spuelkasten auseinander und befuellt direkt unseren Muelleimer mit Wasser, dass wir im Notfall nicht nur auf die zwei 200ml gratis Trinkwasserflaschen zurueck greifen muessen. Wir duschen, verpacken unsere Kleider in Tueten und cremen uns dick mit Insektenzeug ein, damit auch die Viehcher, die wir evtl. mit ins neue Zimmer gebracht haben, verschwinden. Wenn dieser Tag mal nicht eine perfekte Vorbereitung auf den morgigen Adventur Ausflug war...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen