Montag, 16. Dezember 2013

"In Panama",sagt er,"ist alles viel schoener..."

"In Panama", sagt er,"ist alles viel schoener, weisst du. Denn Panama riecht von oben bis unten nach Bananen. Panama ist das Land unserer Traeume, Tiger. Wir muessen sofort morgen nach Panama..." (Janosch) Um 7Uhr klingelt der Wecker und ich bin ganz aufgeregt, wie unser heutiger Tag wohl werden wird. Es ist prima Wetter und jetzt sieht Boquete auch so aus, wie es der Lonely Planet versprochen hat. Viele Leute sind schon auf den Beinen, die Laeden mit handgemachten Taschen und Kleidern oeffnen gerade und die Landschaft um den Ort sieht einfach schoen aus. Puentklich zur Abfahrt zu unserem Ausflug finden wir uns mit einem Paar aus Boston und einem aus England am Adventure Outdoor Center ein, wo wir mit einem Minivan in Richtung David gebracht werden. Dort steigt zusaetzlich zu unserem Fahrer und Guide noch ein junger Guide mit ein und wir fahren weiter in den Norden zum besten Rafting Fluss des Landes (Rio Chiriqui Viejo), der ca. 3km entfernt parallel zu Costa Rica verlaeuft und eine 14km lange Raftingstrecke mit Level III (!!!) vorzuweisen hat. Wir sind alle ein wenig aufgeregt und wissen nicht so wirklich was auf uns zukommt. Im Reisefuehrer wird vor unserioesen Anbietern gewarnt, die mit schlechtem Material und noch schlechter ausgebildeten Guides viel Geld machen wollen und dabei den ein oder anderen Ausfall in Form von schweren Verletztungen & Tod mit sich bringt. Ich wollte unbedingt in Costa Rica schon raften, aber kurz denke ich darueber nach, ob es wirklich klug war, sich in Mittelamerika wirklich den gefaehrlichsten Ausflug heraus zu suchen. Die Guides machen sich fertig, pumpen das Boot auf, statten uns mit Rettungswesten, Helmen und Schuhen aus und weisen uns in die Kommandos ein. Bisher wirkt alles serioes - wir sollen sogar schon ein Getraenk fuer die Ankunft waehlen - scheinbar gehen sie davon aus, dass wir es alles bis ins Ziel schaffen. Wir diskutieren kurz, wer den verantwortungsvollsten und gefaehrlichsten Platz ganz an der Front bekommen soll und ich lasse mich von Benni ueberreden, dass wir genau die richtigen dafuer sind. Wir steigen alle ein und befinden uns schon mitten im wilden Wasser. Die erste Stroemung kommt schneller als erwartet (wir haben uns eigentlich gerade erst richtig hingesetzt und das Boot gedreht), da tut es auch schon Schlaege, wir schreien und unsere ersten zwei Besatzungsmitglieder gehen ueber Bord. (Ich sitze noch!) ... aber ich erschrecke zu Tode, vor allem als ich sehe, dass es Benni unter unser Boot zieht und der Guide ihn nicht zu fassen bekommt. Ein zweiter Guide, der uns mit dem Kajak begleitet, erschreckt sich auch und paddelt schnell, um sich um den zweiten Verlust zu kuemmern, der waehrend Benni gerade ins Boot gezogen wird, ziemlich nah an die Felswaende treibt. Erste Stromschnelle zumindest ueberlebt. Wir heben mit einem Puls von 180 alle unsere Paddel zur Mitte und schreien "high five", die Guides vergewissern sich, dass es uns ausser einem schnellen Herzrasen gut geht und geben uns im ruhigen Wasser erst einmal (kurz) die Gelegenheit, die tolle Landschaft zu bestaunen. Ueber uns springen Totenkopfaeffchen (Nilson von Pipi) von Ast zu Ast, Kolibris sind unterwegs und rechts & links ist Dschungel. Dazu ist strahlend blauer Himmel, die Sonne knallt und wir koennen - wenn nicht grad Action angesagt ist - die hoechsten Berge Panamas betrachten. WAHNSINN!!! Den ersten Schock ueberwunden wird es wieder ziemlich wild. Wir paddeln los und bekommen von hinten Kommandos. Waehrendessen bemueht sich der Guide im Kajak, unsere angestrengten Gesichter moeglichst daemlich aufs Foto zu bekommen. Ich halte die Luft an, wenn grosse Wellen gegen unser Boot schlagen, vergesse zu paddeln, versuche mich im Boot zu halten und schreie los, als der Guide uns extra ueber einen riesigen Felsen fahren laesst. Alle wirbeln durcheinander im Boot rum, die Paddel sind ueberall nur nicht dort, wo sie hingehoeren (sicher super Fotos) und unser Guide lacht sich kaputt. Wir sind uns sicher: So ein Ausflug waere nach amerikanischen und europaeischen Sicherheitsstandards niemals erlaubt - aber es macht Spass! Wir lachen, schreien, paddeln wie wild und fallen immer mal wieder quer durchs Boot. Der Adrenalinspiegel hat keine Chance zu fallen. Nach ca. 1,5 Stunden steuern wir einen freien Platz am Ufer an und wir bekommen Getraenke und Sandwiches zur Staerkung. Im Anschluss werden die Reste an die Fischis verteilt und unser Guide zeigt uns, wie man nur mit den Haenden Fische faengt. Wir probieren es natuerlich auch aus - zwar ziemlich ungeschickt, aber immerhin hat Benni zwei gleichzeitig gefangen und mir ist einer ueber meinen Arm geflutscht. Ehrlich gesagt, fische ich leider meist nur das Brot wieder raus... Wir koennen es kaum erwarten, dass es weiter geht und die eigentliche Abmachung, dass wir nach der Pause unsere Frontplaetze gegen die Plaetze in der Mitte tauschen, wird von den Englaendern freundlich abgelehnt. Wir freuen uns, weil vorne am meisten los ist und ich weiter immer mit einem "oh oh" die groesseren Stromschnellen ankuendigen kann. Ich schreie gerade los, als es einen Schlag tut und die Englaenderin und ich gleichzeitig aus dem Boot geschleudert werden (bestimmt hat sie sich bei ihrem Abgang an mir festgehalten und mich mitgezogen - anders kann ich mir das gar nicht erklaeren) und vor lauter Aufregung schreie ich laut um Hilfe und merke gar nicht, dass meine deutschen Worte "Warum hilft mir denn keiner?!" gar niemand ausser Benni verstehen kann. Nachdem die Englaenderin gerettet wurde, werde auch ich wieder ins Boot gezogen, liege quer ueber allen drueber und muss mich erstmal sortieren. Was eine Aufregung! Macht das einen Spass!!!! So koennte ich noch stundenlang weiter fahren!!! Nach jeder erfolgreich bewaeltigten Stroemung schmeissen wir wieder die Paddel in die Luft und schreien "high five", bevor wir das Paddel fest aufs Wasser klatschen. (Das macht man wohl so!) Und mit dieser traumhaften Kulisse um uns herum ist es natuerlich auch nochmal doppelt schoen. Auf einmal paddelt unser Guide im Kajak vorneweg und winkt aufgeregt. Wir muessen also rueckwarts paddeln und das Boot in der Stromschnelle anhalten. Der Guide zieht das Boot zum Ufer und wir muessen aussteigen. Unseren Fluss kreuzt ein umgestuerzter Baum, unter dem wir nicht durch fahren koennen. Gestern war er wohl noch nicht da... Nach 3 Stunden, viel zu schnell, haben wir das Ziel erreicht und steigen alle unverletzt und gluecklich aus dem Boot. Der Fahrer verstaut das Material, die Guides binden das Boot auf dem Dach fest und wir stossen mit einem Panama-Bier auf die erfolgreiche Fahrt an. Wir bereuen keine Sekunde, dass wir diesen Ausflug ausgesucht haben und beschliessen im Anschluss bei einem leckeren Kaffee mit Bananenflavor, dass das einer der coolsten Sachen war, die wir auf Reisen gemacht haben! Wir sind sehr gespannt auf die Bilder des Guides, die irgendwann demnaechst auf ihrer Homepage und dann sicher auch hier im Blog zu finden sind. Der Abend ist noch jung und auch in Panama gibt es zu Weihnachten einige Events. Gerade heute ist der grosse Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz in Boquete aufgestellt worden und drum herum gibt es viele kleine Staende, an denen man handgemachte Taschen, Schuhe, Kleidung etc. kaufen kann. Gerade rechtzeitig zur Tanzauffuehrung mit Liveband kommen wir zum Marktplatz und lernen die weihnachtliche Tradition und den Tanzstil von Panama kennen. Als die Taenzer dann anfangen den kompletten Marktplatz einzunehmen und jeden Zuschauer in den Tanz mit einbinden, machen wir schnell die Fliege - wir haben schliesslich schon genug Sport gemacht heute... Wir holen uns ein paar Chips und machen es uns in unserem Hotelzimmer gemuetlich (so weit man das in dieser verranzten Absteige eben machen kann). Wir sitzen auf dem Bett und ich zucke zusammen, als ich einen kleinen Schatten an der Wand vorbei huschen sehe. Benni beruhigt mich, dass sicher etwas von draussen durchs Fenster geworfen hat aber ich finde die Spuren auf dem noch freien Bett im Zimmer aeusserst verdaechtig... Ich setze mich wie ein Wachhund aufs Bett und freue mich, als ich das Monster erwische. Eine Maus wohnt hier im Zimmer. Wusste ichs doch. Kein Wasser, Bettwanzen und jetzt eine Maus... Sich hier darueber beklagen braucht man nicht - wir zahlen 15$ pro Person pro Nacht, da darf man nicht zu viel erwarten. Trotzdem schnuere ich mal meinen Rucksack zu - wahrscheinlich wuerde sich keiner ueber mein Mitbringsel freuen?! Wir schlafen erschoepft und mit Rascheln und Knabbern unseres Mitbewohners ein...

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