Sonntag, 16. August 2015

Islands Norden

Nachdem wir den ersten Tag auf Island "nur" landschaftliche Highlights mitgenommen haben, steht heute unser erster Ausflug an: Whalewatching mit Besuch auf der Papgeitaucher-Insel und das ganze mit einem Segelboot. Das Meer ist alles andere als ruhig und ich bin direkt wieder im Fährenmodus und  muss mich konzentrieren mich nicht über die Rehling lehnen zu müssen, wie der Großteil der restlichen Passagiere es gerade schon tut.
Ich lenke mich ab mit dem Entdecken von wilden Tieren und schreie auch kurz später schon "Delfin gesichtet" in die Menge. Nur ein Delfin. Die Freude der Mitfahrer hält sich in Grenzen... 
Als erstes steuern wir die Papageitaucher-Insel an. Vor unserem Aufenthalt auf den Färöer habe ich nicht gewusst, ob wir die kleinen Pinguin- Vögelchen überhaupt sehen werden und jetzt fliegen TAUSENDE um die Insel und über unsere Köpfe. Ich habe noch nie so einen Vogelschwarm gesehen - und wie die dann noch so unbeholfen flattern. Unglaublich!!!

Als zweites Highlight sollen nun die Segel gehisst werden - als der Kapitän von seinen Gästen Hilfe einfordert, ist Benni natürlich direkt zur Stelle und führt die Segelcrew mit an! Der Wind peitscht in die Segeln und wir haben so eine Schieflage, dass sich auf der einen Seite das Schiff immer wieder mit Wasser füllt. Aufregend. Hier und da kotzen welche, Benni reißt an den Leinen, während andere  ihre noch trockenen Füße in Sicherheit bringen. Ich sitze da, mir ist übel und ich beobachte das Spektakel und entdecke dann aber - wahrscheinlich weil ich so konzenteriert den Wellengang beobachte - den ersten Wal :o) - und auch den einzigen, denn alle anderen sind scheinbar schon aus der Bucht weitergezogen. Macht aber nichts! Wir sehen ihn immer mal wieder auftauchen, blasen und abtauchen und freuen uns. Glücklich und auch etwas erleichtert dass das Wackeln bald ein Ende hat fahren wir nach 4 Stunden zurück und werden  bei Einfahrt in den Hafen noch mit selbstgebackenen Zimtschnecken und heiße Schokolade verwöhnt.  Und wer wollte, durfte mit seiner Tasse beim Käpitän vorbei, der heimlich nen Schluck Rum dazuschüttete....

Nach der Fahrt musste ich mich erstmal kurz erholen - aber nach so nem Cafe Latte im Hafencafe gehts einem doch gleich viel besser. Wir schnappen das Auto und düsen weiter zu weiteren Attraktionen, u.a. der größte Wasserfall Europas! War etwas umständlich  dort hinzugelangen, da wir von der falschen Seite kommen. Von der ausgebauten Ringstraße führt auf der anderen Seite eine geteerte Straße dorthin - aber wir geben uns mit Schotter und unendlich vielen Schlaglöchern ab. Am Ende konnte man weder unser Nummernschild lesen, noch konnte  man eine Tür von außen öffnen, ohne komplett schwarze Hände zu bekommen. Wir halten an jedem Wasserfall an, laufen bis vor an den Rand und freuen uns, dass in Island weder Eintritte auf schöne Sehenswürdigkeiten erhoben, noch Absprerrungen erbaut werden. Natürlich muss man deshalb auch ein bisschen besser aufpassen - aber mit unseren neuen Wanderschuhen ist es längst nicht so rutschig wie sonst in Chucks ;o) 
Aber nicht nur für die Ausblicke hat sich die Fahrt auf der nicht geteerten Straße gelohnt, sondern auch, weil wir auf der Fahrt weitestgehend komplett alleine waren und so alle 500 Meter für schöne Landschaftsbilder auf der Straße anhalten konnten! Hier ändert sich die Landschaft nämlich hinter jedem Hügel, Lavafelder, zerrissene Erdoberfläche, karge Steinwüsten, gritzegrüne Wiesen mit weißen und schwarzen Punkten (Schafe) drauf, tiefe Canyons, schneebedeckte Berge, türkisblaue Seen, schwarze Strände, reißende Flüsse und unsere circa 40km Fahrt dauert deshalb auch nicht wie laut Navigationssystem 1 Stunde, sondern ungefähr das vierfache!

Vorbei an beeindruckenden Landschaften sind wir gerade auf der Suche nach einem Campingplatz, als wir es von weitem Dampfen sahen. Ganz unerwartet kommen wir an ein Lavafeld, was eigentlich erst für den nächsten Tag auf dem Programm steht! Wir nehmen den Spot natürlich noch mit - sah im Sonnenuntergang auch so verlockend aus-  und fahren erst weiter, als der Schwefelgeruch schon so tief in den Kleidern sitzt, dass man schon würgen muss, wenn man nur daran denkt....
Kurz später finden wir einen Campingplatz - leider total überfüllt (wir sind das wahrscheinlich von den einsamen Nächten auf den Färöer gar nicht mehr gewöhnt) - eine Küche mit 2 Herdplatten für ungefähr 200 Leute und es windet so dolle, dass wir unser Zelt erneut auf die Probe stellen werden. Wir kochen hinter selbst entworfenen Windschutz und beim Zähneputzen stelle ich fest: nicht nur die Luft stinkt nach Schwefel - auch das Wasser und jetzt auch in meinem Mund schmeckt alles nach faulen Eiern... Ich spüle mit einem guten Carlsberg Bier nach und falle erschöpft ins Bett. Einige Male peitscht der Wind über die Zeltplane, dass ich mich schon Obdachlos im Freien liegen sehe, aber - wer hätte es gedacht - es hält! Juhu.
Am nächsten Morgen fahren wir noch einmal zu den Lavafeldern und wandern eine schöne Strecke zu einem Vulkankrater. Benni ist als Geograph natürlich total beeindruckt und auch ich könnte die Entstehung, den Verlauf und die Nachwirkungen jetzt bis aufs Kleinste wiedergeben... Natürlich darf auch ein Marsch auf den Vulkankegel nicht fehlen, um uns das Innere genau zu betrachten.
Während wir auf der Weiterfahrt den Blick auf Vulkan, Krater, See und Berge in allerlei verschiedenen Farben genießen, fühlen wir uns plötzlich wie an der Papageitaucherinsel  - nur nicht mit süßen Pinguinvögelchen um uns herum, sondern mit Milliarden Fliegen!!! (Foto!) Der Reiseführer hatte schon davor gewarnt und eigentlich auch den Campingplatz unserer letzten Nacht deshalb verdammt - aber es erwischt uns zum Glück nur während der Fahrt. Wir sehen Tramper mit Moskitonetzen über dem Kopf und möchten gerade echt nicht tauschen. 

Wir fahren weiter in Richtung Westen, da wir dort für morgen eine Raftingtour gebucht haben. 
Ich schaue nichtsahnend aus dem Fenster und sehe auf dem Meer neben unserer Straße Wale blasen!!!! Ich schreie los, Benni hält am Straßenrand und wir beobachten eine ganze Horde Buckelwale, die ganz alleine auf dem Meer zu sehen sind. Ich habe während der Autofahrt Wale gesehen!!!! Ohne Sightseeingboot! Sowas habe ich noch nie erlebt. Etliche Autos halten an, schauen aufs Meer, fahren weiter wenn nach 30 Sekunden nichts in die Luft springt.  Ich bin total begeistert und wir schaffen es kaum uns von der Bucht loszureißen - nicht jeder ist so ein guter und geduldiger Tierbeobachter wie ich und ich kann auch einfach nicht genug davon bekommen :o)

Wir machen noch einen Stopp beim Weihnachtshaus bei Akureryi, bei dem das ganze Jahr Weihnachtsmusik gespielt und man winterliche Speisen Essen und man jede Menge Schnickschnack bekommt. Ich lach mich kaputt, freue mich wie ein kleines Kind - Benni findets eher doof. 
100km weiter finden wir dann - wieder mal sehr erschöpft von allen Erlebnissen des Tages -  einen Campingplatz genau am Ausgangspunkt der morgigen Raftingtour, Essen zum 3ten Mal Würstchengulasch (endlich ists leer!) und freuen uns auf das nächste Abenteuer...





die kleinen Punkte am Himmel sind Papageitaucher =)





Waaaaaaal!

Segeln





ein schöner Wasserfall



Größter Wasserfall Europas!!!!



Lavafeld



Stühle mussten aufgrund Wind zugeklappt bleiben =(







endlich kann man wieder aus den Fenstern sehen ;)


Vulkan von oben


dieses mal sind die kleinen schwarzen Punkte Mücken...




Mittagessen

Wer entdeckt den Wal? :)

Whalewatching vom Auto aus....


Whalewatching am Straßenrand

Weihnachtshaus

Lovely Akureryi

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen