Freitag, 21. August 2015

As clear as it gets!


In  Richtung Pingvellir Nationalpark, wo wir für den nächsten Tag eine Schnorcheltour gebucht haben, verfahren wir uns und landen auf einer Piste, wo wir einige bittere Schlaglöcher durchstehen müssen. Die Erinnerung an Jamaika und den zertrümmerten Reifen kommt mir hoch und unser neues Auto tut mir leid =/ Ich kontrolliere sicherheitshalber zwischendurch mal im Serviceheft, wie man bei Bedarf unseren Reifen flickt und stelle später fest, dass wir weder einen Ersatzreifen, noch so eine neumodige Auffüllmasse für unsere Reifen an Bord haben. Der wurde wohl vergessen uns mit zu verkaufen.... Also besser wieder auf die richtige Straße und hoffen, dass bis dahin nichts passiert. Augen zu und durch! Wir kommen gut an, müssen dann aber für eine weitere Attraktion auch schon der nächsten Piste folgen. Ein Schild zeigt, dass hier nur 4x4 erlaubt sind - im Reiseführer heißt es "die ersten 8km sind mit dem normalen PKW zu erreichen" - auf die paar Dotzer kommts jetzt auch nicht mehr an... 
Einige Schlaglöcher später stehen wir dann vor einer Informationstafel und wissen, dass der Weg sich gelohnt hat. Hier beginnt nämlich eine Lavahöhle, die mehrere Kilometer in zwei verschiedene Richtungen zu begehen ist. Gerade vorhin haben wir uns noch darüber unterhalten, was wir an unnötigem Balast mit dabei haben und uns ist aufgefallen, dass wir eigentlich nur die Stirnlampe noch nicht benutzt haben. Nachts ist es schließlich nie richtig dunkel. So ein Zufall! Stirnlampe auf und los gehts! Naja. Da wir nur eine Stirnlampe haben, muss Benni die große ADAC Lampe aus dem Zelt mit sich tragen - etwas ungeschickt, wie sich wenige Minuten später rausstellt. Man braucht für den Eingang der Höhle nämlich sowohl beide Füße, als auch die Hände.  Nach wenigen Metern wird es relativ kalt und sieht man gar nichts mehr und kann nur erahnen, wo es weiter bzw. wieder raus geht! Ich komme mir vor wie am Felsenmeer - nur eben komplett ohne Licht, mit kleineren Steinen, die nicht wirklich trittsicher sind und man  sich eben darauf verlässt, dass man darauf stehen bleiben kann, ohne den Abgang ins "nichts" zu machen. Richtig spannend!

Vorbei an vielen wilden Tieren, heißen Quellen und durch jedes Wind und Wetter (wir hatten heute von Sonne, Sturm über Regen und Hagel nämlich alles!) schlafen wir direkt im Nationalpark, zusammen mit etwa anderen 10 Leuten, auf einem Campingplatz, der wegen Überfüllung eigentlich im August unbedingt vorreserviert werden muss.... Insgesamt haben wir Glück: Bei vielen Attraktionen sind wir ständig alleine -  eigentlich haben wir Trubel erwartet. Deshalb haben wir die Ausflüge auch vorgebucht. Wäre scheinbar nicht nötig gewesen, denn auch am nächsten Morgen ist der Andrang beim Schnorcheln in der Silfra- Gletscherspalte relativ gering. Das Element Wasser hat mich wieder - dieses Mal aber nicht auf, sondern im Wasser...
Wir werden von einigen Guides empfangen und bekommen zunächst eine Einweisung in das Gebiet und eine Erklärung über den Schockzustand, der uns beim Eintritt in das 2 Grad kalte Wasser, empfangen wird. Mir vergeht ein bisschen das Lachen bei der Vorstellung, dass ich da mein Gesicht reinhalten werde, aber ich wollt es ja so...Irgendein Opfer muss man bringen, wenn man im Nationalpark von Island, in einer Gletscherspalte zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Eurasien schnorcheln möchte. Wir ziehen also mehrere Socken übereinander, Thermounterwäsche an, bekommen dann einen kuscheligen Unteranzug und quetschen uns dann in die wasserdichten Anzüge, der mir so die Luft zuschnürt, dass meine Stimme auf einmal ganz anders klingt =D
Jetzt noch die Flossen an, in die Taucherbrille gespuckt, damit diese nicht beschlägt und mal getestet, dass der Schnorchel nicht verstopft ist - und hüpf, gehts ins kühle nass. Die Kälte ist erträglich - der Blick in die Tiefe und Weite, bei glasklarem Blick, entschädigt die sofort eingefrorenen Finger und nach ein paar Minuten ist das Gesicht so kalt, dass man eh nicht mehr viel spürt. Ein Guide schwimmt immer in Sichtweite und schaut, dass es einem in dem kalten Wasser gut geht - aber wir sind schon viel zu beschäftigt mit Fotos schießen, rumglotzen und hin und her schwimmen, als dass er sich um uns Sorgen machen brauchte. Schwimmen können muss man hier übrigens nicht. Der Tauchanzug trägt einen ganz sachte an der Wasseroberfläche und die Strömung, die vom Gletscher ausgeht, bringt einen ganz langsam von selbst durch die Spalte. Man wird also vorbei getrieben mit einer klaren Sicht, als wäre man gar nicht unter Wasser. Nur die anderen Schnorchler um einen herum erinnern daran, dass man tatsächlich im Wasser ist. Kein einziges Fischlein schwimmt hier - viel zu kalt!!! Die Gletscherspalte gehört zu den Top 10 der Tauchgebieten der Welt und es gibt tatsächlich keinen Spot, wo es klareres Wasser gibt als hier! Man kann unter Wasser 150Meter weit schauen - mehr geht mit einem menschlichen Auge nicht - sonst würde man noch weiter sehen können. Die Felsbrocken, die bis 80 Meter in die Tiefe reichen, waren schon sehr angsteinflößend, wenn man bedenkt, dass die alle nicht wirklich fest da liegen und man ruck zuck mit nem Fuß drin hängen bleiben könnte. 
Insgesamt sind wir circa 45 Minuten im Wasser, bis wir durchgefroren nicht mal mehr unsere Flossen selbst von den Füßen bekommen...
Wir erholen uns bei hot chocolate und Keksen (die gibts hier bei Ausflügen scheinbar immer) und fahren gemütlich zurück zum Campingplatz. Es ist gerade mal 12Uhr mittags und wir haben schon wieder so viel erlebt!!! Wahnsinn! Und ein Großteil des Tages liegt noch vor uns...
WIr packen also unsere sieben Sachen und fahren den Goldenen Zirkel ab: Weiter durch den  Nationalpark, vorbei am Wasserfall "Gullfoss" und mein weiteres großes Highlight des Tages zu den Geysiren, bei denen einer alle 5-10 Minuten ausbricht. Ich stehe gerade sehr günstig, um mich nach dem kühlen Badespaß am Vormittag ein bisschen mit gerade noch kochendem, aber zum Glück abgekühltem Wasser abspritzen zu lassen.
Wir machen den Spaß noch etwa 8-10 Mal mit und jedes mal freue ich mich wieder, wenn der Geysir langsam aufquillt und dann in die Höhe schießt!
Die Weiterfahrt gestaltet sich abwechslungsreich: während Benni bei jeder Kleinigkeit schreit, wie toll alles ist, sitze ich fix und fertig auf dem Beifahrersitz und kann meine Augen kaum aufhalten. Wir finden auf unserer Weiterreise einen kleinen Bauernhof, wo wir unser Zelt aufschlagen können, haun nuns nur noch ein paar Scheiben Toast in die Pfanne und schlafen ein und aus ;o)



Gegenverkehr





Noch skeptisch beim Blick auf den Eingang der Lavahöhle...


Lavahöhle








Piste 




Regen hat auch was Schönes!


heiße Quellen


Gegenverkehr


Entspannen auf dem Campingplatz im Nationalpark



Wasserfall Gullfoss





 



Duschen unterm Geysir




Achtung! Schnorchler überqueren die Straße!


Wunderbare Welt in der Kontinentalspalte zwischen Amerika und Eurasien











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