Freitag, 14. August 2015

3 Tage auf Färöer


Der erste Eindruck bei der Ankunft am späten Abend hat nicht getäuscht!!!
Wir düsen am nächsten Morgen mit dem Auto los und direkt wird mir klar: Diese schreckliche Überfahrt, auf der ich mehr geflucht habe als ich es sonst mache, hat sich in jedem Falle gelohnt!!! 
Nun haben wir also 3 Tage Zeit um die Insel abzugrasen und wir beschließen, einfach am nördlichsten Punkt zu starten und alles mitzunehmen, was machbar ist...
Schnell vorwärts kommt man hier nicht, was nicht an der schlechten Infrastruktur liegt, sondern an den wilden Schafen, Ziegen und Gänsefamilien, die kurz vor knapp noch schnell vor uns über die Straße hüpfen. Wir nutzen die Wartezeit (so eine Gänsefamilie ist echt lahm) um die Landschaft zu bewundern, bei der man aus dem Staunen überhaupt nicht mehr hinaus kommt. Hier ist die Welt noch in Ordnung.... 
Während in Deutschland die Hitze scheinbar unerträglich ist, erwischen wir hier das typisch färörische Wetter: Nieselregen, Sonne, Nieselregen, Sonne, Nieselregen, Sonne... genau so gehört es hier her und genau das macht die Insel attraktiv. Sobald die Sonne erstrahlt wirkt alles stechend grün - wobei ich auch die Sicht im trüben grau krass finde: Hohe Berge und Kaps, die von Wolken überzogen werden und im Nebel irgendwo im nirgendwo noch ein treues Schaf, was passend für die Fotos als Postkartenmotiv hinhält und Schau steht. Wir haben Glück, denn wir schaffen es jedesmal bei Nieselregen am Auto zu sein und bei allen Wanderungen und Aussichtspunkten bleibt es trocken. 

Die Straßen sind gut ausgebaut - meist jedoch einspurig mit Haltebuchten für den Gegenverkehr. Man muss also immer vorausschauend fahren bzw. bremsen, sowohl für die wilden Tiere als auch für den Gegenverkehr. Die erste Fahrt durch so nen einspurigen, langen Tunnel war schon etwas beängstigend - man fährt im komplett unbeleuchtenden ausgehölten Berg (oder natürlich unter dem Meer) und alle 100 Meter befinden sich kleine Haltebuchten auf einer Seite der Fahrbahn. Vor der Einfahrt wird ersichtlich, welche Fahrtrichtung Vorfahrt hat und dann muss man  bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80km/h den entgegenkommenden Autos ausweichen bzw. hoffen, dass die Autos rechtzeitig vor einem die Haltebucht nutzen. Ganz schön spannend.

Auf den Inseln gibts 2 Tunnel die mautpflichtig sind. Dafür aber auch zweispurig ausgebaut und mit krasser Beleuchtung (siehe Foto). Irgendwie müssen die 13Euro pro Durchfahrt ja investiert werden - warum nicht in Discolicht.
Auf einige der insgesamt 18 Inseln kommt man nur mit dem Helikopter oder einer Fähre. Da der Seegang ausschlaggebend dafür ist, ob die Fähren  verkehren oder nicht, wird empfohlen, bei einem so kurzen Aufenthalt keiner der abgelegeneren Insel zu bereisen. Möglicherweise verpasst man bei Ausfall der Fähre dann nämlich die Weiterfahrt nach Island. Teurer Spaß! Wir geben uns also mit den Hauptinseln und den durch Tunnel verbundenen Inseln zufrieden und besichtigen diese ausgiebig! (Wie man auf dem Foto der Landkarte sehen kann haben wir fast alle Straßen abgefahren!)
Auf einer Straßenkarte sind besonders schöne Sightseeingstraßen eingezeichnet - wir sehen oft keinen Unterschied zu allen anderen Straßen - es gibt nämlich keine, auf der es nicht irgendetwas besonderes zu sehen gibt!

Als wir am ersten Nachmittag langsam müde werden, beschließen wir einen Campingplatz zu suchen. Der erste ausgeschilderte Campingplatz  war total hässlich - mitten in der Stadt und ohne Grünfläche oder Toiletten - also versuchen wir unser Glück beim nächsten  ausgeschilderten: Und siehe da, warum nicht in einer teils felsigen und bergigen Landschaft, zwischen Ziegen und Schafen, direkt am Meer!
Wir treffen dort ein paar Reisende, die auch mit der Fähre angekommen sind - das ist echt lustig, 90% von den Autos, die einem entgegenkommen oder die man unterwegs oder auf Campingplätzen trifft, kennt man von der Fähre. Man grüßt mittlerweile freundlich und man teilt sogar das letzte Bier miteinander....

Die nächsten Tage gehen genauso weiter - wunderschöne Landschaften, 100000 hohe Wasserfälle und - außer, dass ich bei einem Dreh für mein Laufvideo in ein riesiges Schlammloch gestolpert bin - passiert auch nichts weiter "spannendes". Gut ausgerüstet juckt mich das auch fast gar nicht. Nun wissen wir wenigstens, dass sowohl die Regenhose als auch die Treckingschuhe wasserdicht sind. 
Auch die Suche nach einem  Campingplatz für die letzte Nacht verläuft ähnlich: 1. Platz hässlich - Weiterfahrt - wunderbaren Platz am Meer gefunden. Von den 6 Campingplätzen, die es auf den mit dem Auto erreichbaren Inseln gibt, haben wir jetzt 3 wirklich tolle bewohnt. 
Am Abend machen wir es uns im Aufenthaltsraum gemütlich, blicken auf das Meer und entdecken (wahrscheinlich) vorbeiziehende Grindwale. Wir sind uns nciht ganz sicher, weil wir das Fernglas gerade nicht da hatten - aber es ist sehr gut möglich, da sich nur ca. 3 km weiter die aus den Medien bekannte Bucht befindet, in die die Grindwale getrieben und regelmäßig abgeschlachtet werden. Walfleisch ist hier besser zu bekommen als Rind- oder Schwein. Wir haben in 3 Tagen, an denen wir nur durchs Land gefahren und alle kleinen Dörfer besucht haben kein einziges Schwein, keine Kuh oder sonstiges für uns normal essbares entdeckt. Nur jede Menge Ziegen, Schafe, Fischzuchtbecken und Gänsefamilien.

Wir schaffen es am letzten Tag genau pünktlich zurück zur Fähre - haben fast alle möglichen Straßen befahren, alle Highlights besichtigt, eine mehrstündige Wanderung unternommen und das Beste: Wir haben jede Menge Papageitaucher beobachtet! Die kleinen Vöglelchen sind eine Mischung aus Pinguin, Kolibri und Spatz - allerdings mit nem Tukanschnabel- und gaaanz treuen Augen. Ein Holländer hat neben uns gesagt: "Da bekommt man ja fast Muttergefühle!" Wirklich niedlich, wie sie so unbeholfen flattern und tollpatschig watscheln. Hier auf Färöer ist das Fangen der Vögel nicht mehr erlaubt, weil die Brut zu gering ist - aber auf Island sollen die Vögel eine Delikatesse sein...

Nach 3 Tagen Färöer gehts mit der Fähre über Nacht weiter nach Island. So ganz durchschaut haben wir das Leben auf den Färöer noch nicht. Es ist ein absolut sicheres Reiseziel, mit fast allen kann man englisch sprechen und bis auf die Mitreisenden ist wenig los. Aber trotzdem mehr, als wir dachten...Wir hatten beide irgendwie weniger erwartet: weniger Autos, weniger westliches Leben und weniger gut ausgebaute Straßen. 
Aus den Fenstern der wenigen Häusern in den Ortschaften haben - zwischen jede Menge Kerzenständer, Porzellanpuppen und anderen Kleinkram - oft ältere Damen geschaut und wo die Jugend sich rumtreibt, haben wir nicht herausgefunden. In jedem kleinen Dorf gibts ne Kirche, nen Kindergarten und ein paar mit Gras bewachsenen Häuser, die traditionell aus der Zeit der Wikinger stammen. 
Wir entdecken - außer in der Hauptstadt Torshavn - kein Restaurant, keine Kneipe, kein Metzger o.ä. Mit Glück nen Supermarkt und nen Bäcker. 
Unsere Fähre ist zwischenzeitlich in Norwegen gewesen und hat dort Reisende eingesammelt. Mittlerweile ist das Schiff so voll, dass wir nicht in der gleichen Kabine unsere Liegen zugewiesen bekommen =( Das macht mich sauer, weil wir viel Geld für die Fährüberfahrt bezahlt haben - aber naja, bestimmt sind die neuen Mitbewohner auch ganz nett ;o)
Insgesamt lichtet sich nun langsam meine Vorahnung der Mitreisenden: Ein Haufen Ökos, Naturliebhaber, Abenteuerlustige und viele Freaks. 
Die Nacht verläuft genauso wenig harmonisch wie bei der ersten Fahrt: Türen knallen, Leute gehen in den Schlafsälen ein und aus und das Schiff schwankt, dass man aufpassen muss, dass man nicht mit jeder Welle mit dem Kopf gegen die Wand dotzt. Aber viel harmloser als letztes Mal. Wir schaffen es sogar ohne Reisetabletten. Wollte die nicht unbedingt nochmal nehmen, nachdem ich einer der "sehr häufig" auftretenden Nebenwirkungen hatte, meine Augen gefühlt in verschiedene Richtungen standen, ich nicht mehr wusste, wo oben und unten ist und dann mit dem Kopf auf dem Tisch im Speisesaal eingeschlafen bin =D
So - wir sind nur noch wenige Stunden von Island entfernt und freuen uns auf die kommenden 14 Tage...




Partytunnel












gut geparkt!







Papageientaucher






Im Gänsemarsch



geschaffte Route =)

Papageitaucher im Landeanflug




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