Nach langer Suche finden wir auf unserem Weg in den Norden
endlich wieder mal einen 7 eleven
Supermarkt und freuen uns auf die riesige Pizza + Coke, die es für 7,99Dollar
direkt zum Mitnehmen gibt, wie wir es aus den USA kennen und worauf wir uns
schon die ganze Zeit freuen. 200 Meter davon
entfernt checken wir in ein Motel ein, um heute Nacht keine abfallenden
Nasen zu riskieren und machen es uns einen Abend gemütlich.
Die weitere Fahrt über noch einige Indianerdörfer soll laut
Reiseführer uninteressant und ohne touristische Reize sein – wir finden nach
kurzem Umweg eine kurze Wanderung zu spektakulären Wasserfällen und entdecken
unterwegs schöne Seen und Aussichtspunkte und besuchen einen interessanten
Indianermarkt und schmeißen unseren Reiseführer auf die Rückbank.
Am späten Nachmittag wollen wir in Hyder / Alaska sein, wo
man von einer Plattform Bären beim Lachsfangen zuschauen kann. Wir verspäten
uns ein wenig, weil diese „unattraktive“ Strecke uns tatsächlich immer wieder
zum Anhalten zwingt :o)
Hier hüpft ein Bärchen am Straßenrand – dort halten
wir ganz genau neben einem Schwarzbär an, der mich aus einem Meter Entfernung
ins Beifahrerfenster grüßt und dann genüsslich weiter sein Blümchen frisst. Ein
anderes Mal macht Benni eine Vollbremsung, weil er weit unten am Ufer schwarze
Punkte entdeckt hat, die sich tatsächlich als Bären entpuppten und die wir
lange Zeit sogar beim Baden beobachten konnten. Kurz bevor der Tank leer ist
(hier gibt’s nur sehr unregelmäßig Tankstellen – so alle 150-200km- eben dort,
wo auch kleine Ortschaften sind), finden wir noch ein Indianerdörfchen, wo wir
freundlich empfangen werden. Das Dorf besteht aus circa 10 Häusern, einer
Kirche und vielen Totempfählen, sowie einem Fußballstadion mit einer kleinen
Tribüne.
Insgesamt ist die Landschaft hier ganz anders als wir sie
sonst durchfahren haben. Alles ist ganz weitläufig und neben Rodeo und Farmen
sieht alles hier trocken und menschenleer aus. Wir biegen vom Highway an einer
Abzweigung ab und fahren schon bald durchs noch mehr nichts. Kein Mensch mehr
weit und breit, uns kommt kein Auto entgegen, obwohl das eigentlich die einzige
Straße ist, die nach Alaska führt… Und dann stehen wir ( am Straßenrand 2 Bärchen später) in
Stewart, dem letzten Ort in Kanada, von dem aus man schon die tollen Berge aus
Alaska sehen kann.
Die Grenze ist schnell passiert, denn in diese Richtung
interessiert keinen wer wann und warum nach Alaska fährt… Auf der Gegenseite
sieht das anders aus…
In Hyder / Alaska angekommen suchen wir nicht erst eine
Unterkunft, sondern fahren gerade durch zum Nationalpark, wo die berühmte
Plattform steht…
Auf dem Parkplatz sieht Benni etwas Schwarzes am Baum hängen
– ich lache ihn aus und vermute das es ein Ast ist, der sich dann aber auf
einmal tatsächlich bewegt… (Babybär beim Klettern üben) und dann stehen wir
kurz später mit einigen Biologen, Naturfotografen, Forschern und wenigen
Urlaubern aufgeregt auf den Holzwegen, die über einem Fluss und dem zu Hause
etlicher wilder Tiere verlaufen und
warten…. und warten… und warten…. Nach circa 2 Stunden bewegt sich etwas weiter
weg in den Bäumen und wir schauen gespannt, ob sich am Fluss 5 Meter unter uns
etwas tut und wir warten wieder und warten…. Nochmal 30 Minuten später hat es
der Bär geschafft und läuft gelangweilt einmal von rechts nach links und
verschwindet zurück im Wald. Es wird dunkler und die Fotografen packen langsam
ihr Equipment ein, da die Lichtverhältnisse für professionelle Aufnahmen schon
zu schlecht sind – aber wir Hobbybeobachter und Fotografen bleiben natürlich noch
bis der Nationalpark schließt… und werden belohnt. Ich unterhalte mich angeregt
mit zwei älteren Biologen und Buchautoren über ihre erstellten Reiseführer und
sehe auf einmal weit weg eine schwarze Silhouette im Nebel. Fast brülle ich
los, aber zum Glück doch nicht, sonst wäre er sicher nicht so schön im Bild
geblieben: Ein Grizzlybär, der sich in voller Aktion sein Abendessen
fischt!!!! Dieses Erlebnis sieht man
auch hier nur selten so frontal und es
kommt mit auf unsere Liste der Besten Sachen, die wir je gesehen haben!!!
Mittlerweile ist es spät und dunkel und wir sind
durchgefroren und müde. Wir finden einen Campingplatz, 5 Minuten entfernt von
der Plattform, wo uns ein alter Mann für 10 Dollar einen Platz nah am Klo
(Bärengebiet!!!) und mit Wifi anbietet und stellen uns für halb 6 morgens den
Wecker….
Auch am Morgen ist schon einiges los auf der Plattform – die
Professionellen haben schon aufgebaut und man grüßt sich freundlich - man kennt sich ja, denn man hat gestern
schon einige Stunden miteinander mit Warten verbracht. Beeindruckend, wie die Naturbeobachter einfach
nur mit ihren Kameras dastehen und warten. Benni zähle ich auch schon zu solch
einem, denn er kann das auch echt gut – im Gegensatz zu mir - ohne einen Ton zu sprechen. Als nach 2,5
Stunden die meisten wieder ihre Sachen packen (es ist kalt und regnet), geben
wir auch auf. Aber natürlich kommen wir heute Abend wieder! Laut Erzählungen
verpassen wir leider einen großen Wolf, der in der Zwischenzeit im Fluss gefuttert hat – aber wir haben uns derzeit ein günstiges Motel gesucht, uns aufgewärmt
und Schlaf nachgeholt.
Um uns etwas zum Essen zu besorgen müssen wir zurück nach
Kanada, da es in Hyder nicht wirklich einen Supermarkt gibt. Wir hatten am Tag
davor tatsächlich vor lauter Aufregung das Essen den ganzen Tag vergessen und
freuen uns auf unsere selbst gebratenen Burger… Insgesamt wird Hyder auch als
Geisterstadt Alaskas bezeichnet, weil da eigentlich echt gar nichts geht.
Verschlossene Läden, eine verriegelte Kirche und verlassene, zerfallene Häuser
– das einzige was besetzt ist, ist die Grenze nach Kanada…
Bevor wir wieder zum Bärenbeobachten aufbrechen, gehen wir
noch den Salmon Gletscher 30km entfernt von Hyder besichtigen – aber alles was
uns vor die Nase springt war dieses süße Murmeltier und jede Menge Nebel, der
leider den Gletscher komplett verdeckte.
Die Bärenbeobachtung war auch am Abend regnerisch, kalt und
ohne Erfolg. Wir sind eben doch nicht im Zoo, sondern in der natürlichen
Umgebung der Tiere. Und da werden sie wohl auch andere schöne Plätze haben, wo
sie unbeobachtet sein können… umso mehr wert ist unser gestriges Erlebnis mit
dem Grizzly, auf das einige der anderen Beobachter ziemlich neidisch waren…
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