Nach einem kontinentalen Frühstück decken wir uns für den
Tag mit Milch und Kaffee vom Buffet ein und verschwinden schnell aus dem Motel.
Weiter geht’s in Richtung Nationalparks. Als erstes passieren wir den Yoho Park
mit seiner Natural Bridge, wo der Kicking Horse River in Jahrtausenden eine
pittoreske Felsenbrücke geformt hat.
Wir entkommen den vielen Reisebusse mit überwiegend chinesischen
Besuchern, die heute (es ist Sonntag!) mit uns auf der Strecke unterwegs sind
und können ungestört den Esmerald Lake besuchen, der zu den meistbesuchten
Attraktionen des Yoho Nationalparks gehört. Ist aber auch wirklich schön hier –
in mitten dieser fantastischen Berglandschaft.
Normalerweise bin ich für die komplette Programmgestaltung
unserer Reise zuständig, aber ich lasse Benni auch mal den Spaß und folge ihm
700m einen steinigen Waldweg steil bergauf zu einem Wasserfall, den er gerade
auf einer Karte entdeckt hat. Ein klitzekleines Bächlein fließt vorbei und
fällt dann vor uns geräuschlos circa 30 Zentimeter auf einen matschigen
Untergrund und ich fange laut an zu lachen… (Das Bild davon wurde mir verboten
hier einzustellen…) 1400Meter später haben wir die Reisegruppen wieder vor uns
=(
Jetzt bin ich wieder dran und lotse uns auf eine
wunderschöne Nebenstrecke, auf der Fahrzeuge ab 7 Meter Länge die Bustaktik
anwenden müssen, um um die Kurven zu kommen, da die Kurven zu eng sind, können
die längeren Fahrzeuge nicht wenden, sondern müssen jeweils die Hälfte der
Strecke rückwärts bewältigen:
Am Ende der 13 Kilometer langen Straße erreichen wir die 254
Meter hohen Takakkaw Falls, die zweithöchsten Wasserfälle Kanadas. Wir haben
Glück… die Reisebusse schaffen es scheinbar nicht bis hoch und so stehen wir
bald wieder alleine vor den riesigen Wasserfluten, die an uns vorbei donnern
und jede Menge Wasser in alle Richtungen verspritzen. Wir sind schnell
glitschnass (wir haben den Müllsack ja abgelehnt) – wir stehen aber auch mitten
drin und haben wie man sieht jede Menge Spaß auf den rutschigen Felsen…
Es wird Zeit für Mittagessen. Einen tolleren Platz für unser
Päuschen hätten wir wohl nicht finden können!
Wir befinden uns übrigens wieder mal im Bärengebiet, aber
das einzige was uns angreift sind Streifenhörnchen…
Mittlerweile sind wir schon wieder etliche Kilometer
unterwegs, aber haben noch lange nicht genug. In Lake Luise verfahren wir uns
kurz und belohnen uns im Anschluss mit einer genialen Wanderung über steinige
Wege zu einem der schönsten Ausblicken überhaupt: Der Moraine Lake – ein ca.
300 Meter breiter türkis-grüner See, der knapp 2000 Meter hoch liegt. Am Beginn
des Sees liegt ein hoher Steinhaufen, der den See auf natürliche Weise staut
und den man zu Fuß schnell begehen kann. Von dort oben hat man eine super 360 Grad
Aussicht!
…und jetzt könnte es spannend werden. Wir entscheiden uns
für eine Weiterfahrt auf einer 65km
parallel verlaufenden Nebenstrecke des Highway nach Banff und fahren auf einer kleinen
Landstraße mitten in der Wildnis. Ich traue mich kaum zu zwinkern, weil ich die
Wälder und Bäume nach Bären absuche – aber selbst nach 2,5 Stunden Fahrt und
gefühlten 100 Stopps auf den nicht vorhandenen Seitenstreifen, in den wenigen
Parkbuchten, bei denen ich mich meistens darüber ärgere, dass genau dort alles
so voll bewachsen ist, dass man nur bis zum nächsten Baum schauen kann und beim
Befahren von Wanderwegen, kam uns wieder mal außer einem Streifenhörnchen
nichts in die Quere =( Langsam aber sicher haben wir die Vermutung, dass es
hier gar keine Bären und Elche gibt. Die wollen nur die Touris nach Kanada
locken…
Enttäuscht von der misslungenen Bärenjagd fahren wir in
Banff auf unseren gebuchten Campingplatz und nehmen uns doch nochmal vor am
nächsten Morgen die Strecke noch einmal abzugrasen (wir müssen eh wieder hoch
nach Lake Louise, da wir bis hoch nach Jasper kommen möchten und so ganz haben
wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben). Kurz vorm Abendessen kommt das
Wildlife dann doch noch zu uns – direkt auf unseren Zeltplatz. Wir überlegen
kurz, ob es in die Pfanne passt, aber wir haben ja noch unser Essen von gestern…
Wir werden von
einem älteren Pärchen beobachtet, die immer wieder schmunzelnd und fragend zu
uns schauen. Und dann trauen sie sich… Sie kommen zu uns rüber und sagen, dass
sie die ganze Zeit darauf warten, dass wir unser Zelt auspacken und können
unsere Antwort nicht fassen… Ein Zelt?
Wir doch nicht! Wir stehen zwischen lauter großen Campingwägen und haben
unseren eigenen doch auch dabei!!! Die Älteren fangen an zu Lachen und
versprechen uns, heute Nacht an uns zu denken …und steigen in ihren Luxuswagen,
der mit Küche, Klo und Pipapo eingerichtet ist.
Wir klappen die Sitze
zurück, legen den Fußraum mit unseren Rucksäcken aus (neue Anti- Thrombosen-
Taktik – so hängen die Beine beim
Schlafen nämlich nicht so blöd nach unten) und schlafen gemütlich ein…
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