Donnerstag, 10. Januar 2013

Die letzten Stunden rücken näher...

Wir halten stolz einen Aufkleber in der Hand, auf dem steht, dass wir die Route 309, die vom Wasserpark in Richtung hot water beach führt, überlebt haben. Die Straßen hier sind nicht zu vergleichen mit unseren Landstraßen, ständig wird es mit nur kurzer Vorwarnung einspurig, verschiedene kleinere und größere Tiere (vor allem Truthähne und Vögel) sitzen auf den Straßen, sodass man andauernd bremsen oder ausweichen muss und die Landschaft lenkt dazu noch ab, dass man schon mal neben der Spur fährt, weil man gefangen von den Farben hier und da hinschaut...
Wir kommen gegen halb 9 abends erst am hot water beach an, wo wir die warmen Quellen ausbuddeln und darin baden wollen. Wir sind damit ca. 1 Stunde später als geplant (weil der Wasserpark so spannend war) und der Wind peitscht beim Parken ums Auto, dass man kaum die Türen öffnen kann. Ich dachte schon, dass unser Vorhaben mal wieder am Wetter scheitert, aber wir ziehen uns etwas über und laufen los. Wir gehen mit unseren Schaufeln ca. 500m am Strand entlang und sehen schon von weitem einige Leute, die in ihren bereits gebuddelten Löchern sitzen oder mit ihren großen Spaten noch Löcher graben. Einige Löcher sind schon gegraben, gefüllt mit heißem Wasser und es sitzt niemand drin - könnte man es sich auch einfach drin bequem machen... Aber wir wollen lieber unser eigenes buddeln, schließlich sind wir heute auch mal bestens ausgerüstet... Wir schauen, welches der Löcher am heißesten ist und fangen an mit unseren Kinderplastikschaufeln (!!!) (zu weit weg von der Quelle) zu graben. (Das merken wir daran, dass wir direkt nach Spatenanstich mit den Füßen im eiskalten Wasser stehen...) Wir graben trotzdem erstmal weiter und ab und zu läuft auch mal warmes Wasser nach. Nachdem aber eine Welle von dem Meer auch noch überraschend in unser Loch läuft, ist es unbrauchbar... Während Benni Fotos schießt (Anhang), suche ich also ein neues Plätzchen und grabe uns eine neue Badewanne. Leider war der Sand schon so nass und kalt, dass mein Rand nicht so gut hält und so bricht ziemlich schnell alles zusammen und wir können uns an der heißen Quelle von dem Loch nebenan bedienen, da das Wasser jetzt direkt in unser Loch läuft. Und jetzt ist es so heiß, dass man aufpassen muss, dass man sich nicht verbrennt, denn das Wasser wird bis zu 60 Grad heiß. Ansonsten kann man gemütlich in der "Badewanne" liegen und in die Sterne schauen, während das Meer nebenan rauscht. Ein paar Fledermäuse fliegen dazu über unseren Köpfen umher. Der Weg hat sich mal wieder gelohnt!
Als wir zurück zum Auto wollen, rauscht der Wind über den Strand und wir bekommen von allen Seiten den Sand an die Haut geklatscht. Gott sei dank gibt es Duschen hier. Leider nur eiskalte, aber besser als nichts. Wir duschen uns ab und bis wir von der Dusche wieder am Auto (5 Meter Entfernung) sind, sind wir schon wieder voll mit Sand. Könnt euch vorstellen, wie unser Mietwagen jetzt aussieht...
In der Nacht wollen wir noch Richtung Auckland zurück, um von dort an der Küste entlang den Norden zu erkunden. Wir haben kein bestimmtes Ziel, sondern Benni will fahren, bis er müde ist. Unsere Arbeitsteilung in Neuseeland bleibt gleich: Benni fährt und ich navigiere, suche nach schönen Zielen, schieße unbrauchbare Fotos (obwohl ich schon besser darin geworden bin) und reiche Getränke und Kekse an. Aber nach dem ganzen buddeln und dem ganzen Tag bin ich fix und fertig, schlafe noch während der Fahrt auf dem Beifahrersitz ein und wache am nächsten morgen überrascht zwischen einer Touri-Info und einer Toilette auf einem Parkplatz kurz vor Auckland auf. Ich steige aus um die Lage zu checken und stehe in Unterhose da. Habe wohl gestern vor lauter Müdigkeit vergessen, meine Hosen zuzubinden. Guten morgen Neuseeland!
Wir fahren weiter Richtung Norden, vorbei an Auckland und auf dem Weg zum nördlichsten Punkt Neuseelands. Ich navigiere Benni und wir halten immer mal in kleinen Dörfern an, um uns umzuschauen. Wir überlegen, dass wir noch eine Kajaktour machen möchten und ich schlage vor, nach Pahai zu fahren, ohne zu Wissen, was dort und wie es dort ist. Liegt auf meiner Karte aber direkt schön am Meer. Dort angekommen sehen wir auf den Werbeplakaten schon am Ortseingang Delphintouren im Angebot. Benni fängt sofort an mich anzubrüllen, dass das ein fieser Trick von mir war und hört erst nach ungefähr 10 Minuten Monolog auf mir vorzuwerfen, dass seine ganze Reise von Delphinen bestimmt ist und dass ich aufhören soll zu träumen, dass ich als Delphinmutter einen Delphinschwarm anführen und mit ihnen den 8. Ozean entdecken werde, wo nur Delphine wohnen und Einhörner hinweg darüber auf einem Regenbogen reiten. Das Ende bekomme ich nur noch halb mit, weil mir die Tränen vor lachen laufen, ich nach meinem Geld krame und während Benni noch langsam weiterfährt, die Tür aufreiße und bereits mit einem Fuß in Richtung Ausflugsschalter unterwegs bin. Wir lachen jetzt beide und buchen für den nächsten morgen 08:00 Uhr eine 4- stündige Tour. Da mittlerweile schon Nachmittag ist und wir bis in den Norden für 200km noch ca. 3 Stunden brauchen, werden wir es heute nicht mehr ganz hin und zurück schaffen. Wir fahren trotzdem los und schauen wie weit wir kommen. Unser nächster Stopp ist ein Supermarkt, denn wir brauchen noch Brot und Wurst zum Abendessen. Sollte man frühzeitig dran denken, da die Läden hier gegen 18 Uhr schließen und oftmals weit und breit keine andere Gelegenheit, z.B. (k)ein Restaurant in Sicht ist... Der nächste Stopp kommt ca. 10 Minuten später, als ich geschockt feststelle und losbrülle, dass wir weder geladene Fotoakkus haben, noch die Handys funktionieren. Das heißt, wir haben für morgen früh keinen Wecker!!! Auf zum Einkaufszentrum, denn wir brauchen entweder ein Autoladegerät oder einen Wecker. Wir finden einen Wecker, kaufen noch Batterien dazu und merken beim Testen, dass das Ding zwar im Notfall mit Batterien funktioniert, aber wir erst Strom zum stellen etc. bräuchten. Also wieder rein ins Einkaufszentrum, Geld zurück und immer noch keinen Wecker. Benni verspricht mir, dass er einfach die Nacht wach bleibt und morgen auf dem Boot schlafen kann, weil er Delphine mittlerweile eh doof findet, aber die Idee finde ich blöd, schließlich soll er Fotos von mir machen! ;-) Ich verzweifle schon fast, weil wir nie im Leben pünktlich um 7 Uhr aufwachen, als wir an einem Mc Donalds vorbei fahren, wo wir dann den Abend an der Steckdose verbrachten... Strom ist wirklich das einzige, dass uns durch unsere Übernachtungen im Auto tatsächlich fehlt. (Memo an mich: nächste Reise Ladegeräte fürs Auto mitnehmen.)
Gegen 1:00 Uhr nachts kamen wir wieder in dem Ort an, an dem unsere Tour am nächsten morgen startet. Die Parkplatz-Suche gestaltet sich heute schwieriger, überall sind nur zeitlich begrenzte Parkplätze und übernachten wird als verboten ausgeschildert. Wir entscheiden uns für den 240 Minuten Parkplatz, da der unserer verbleibenden Schlafenszeit zumindest am nächsten kommt. Die Polizei fährt 3 mal langsam vorbei und beschließt dann uns nicht zu verjagen. Ich beobachte noch ein bisschen die Straßen und die Millionen Sterne am Himmel, während Benni schon tief und fest schläft. Der Wecker klingelt pünktlich um 7 Uhr. Los geht's zur Delphintour. Wir trinken noch schnell nen Kaffee und dann drängele ich mich vorbei an ungefähr 30 Leuten, die schon in der Schlange stehen, damit ich auch ja einen guten Platz erwische. (Das hab ich von Benni gelernt: wir haben schließlich bezahlt - und sogar mehr als die kleinen Kinder - und da die noch mehr Zeit haben das alles nochmal zu erleben, nehmen wir nur Rücksicht auf ältere Menschen.)
Wir bekommen eine kurze Einweisung, bevor wir dann mit ca. 50 anderen Gästen durch den Ozean düsen. Falls Delphine zu sehen sind, überprüfen die Guides, ob ein Baby dabei ist, da man dann nicht mit den Delphinen schwimmen darf. Außerdem gibt es ganz genaue Vorschriften, wie lange die Boote einem Schwarm hinterherfahren dürfen und wie viele Leute gleichzeitig ins Wasser dürfen. Außerdem gilt: wer nass ist, muss die 15Dollar Aufpreis bezahlen, egal ob die Delphine da bleiben oder direkt wegschwimmen. Ich wünsche mir seit gestern ganz fest, dass wir auf keinen Fall ein Baby sehen... Wir finden schnell eine ganze Horde. Mit einem kleinen Baby. Menno! Erst bin ich stinke sauer, aber als das kleine Ding (laut Guide ca. 4 Tage alt) versucht kleine Bogen zu springen und dabei immer wieder aufklatscht, finde ich es doch ganz süß.
Auf zur nächsten Gruppe - die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch eine weitere Delphingruppe ist schnell gefunden, die Gäste eines anderen Bootes springen schon ins Wasser, während wir mit Schnorchel und Schwimmflossen ausgerüstet werden und kurz davor sind ins Wasser zu springen... 20 Minuten fährt unser Boot insgesamt den Delphinen hinterher, während wir alle ungeduldig aufs ins Wasser springen warten, aber die Delphine hatten kein Bock auf Fotoshooting, sondern wollten lieber alleine ein paar Stunts hinlegen und verschwanden dann in die Ferne. Enttäuscht legen wir die Ausrüstung zurück und setzen uns wieder auf Deck. Das war's dann wohl, somit ist auch der dritte Versuch mit Delphinen zu schwimmen leider gescheitert und kommt nun auf die von uns errichtete 'to do liste der 101 Aktivitäten und Träumen', die wir uns noch erfüllen wollen, bevor wir mal sterben.
Eigentlich wollten wir danach noch eine Kajakfahrt machen, schmeißen aber mal wieder unseren Plan um und fahren stattdessen wieder in Richtung Norden. Dieses mal wollen wir es aber ganz nach oben schaffen und so stehen wir ca. 3 Stunden später an unserem nächsten Ziel, einer riesigen Sanddüne, auf der man mit Boogie boards runter brettern kann. Wir leihen uns 2 boards und wandern in der prallen Sonne nach ganz oben. Ganz schön anstrengend, vor allem wenn das Brett ständig wegdriftet, weil der Wind dagegen donnert und man so in den Sand sinkt, als wäre es Tiefschnee. Wir kommen aber bis oben und sehen auf der anderen Seite das Meer (Fotos). Danach hält uns nichts mehr und während Benni im Leerlauf runter saust, ziehe ich sozusagen eher die Handbremse, weil man da echt ganz schön schnell wird. Wir kommen wieder unten an und sind zu kaputt um nochmal hoch zu wandern. Also weiter Richtung Norden, 20 km müssen wir noch fahren... Am nördlichsten Punkt gehen wir ein bisschen spazieren, zu unserer linken am Tasmanischer See und zur rechten am pazifischen Ozean. (Fotos)
Die Nacht haben wir auf einem Parkplatz in einem kleinen Dorf zwischen den Bergen verbracht, von wo wir heute früh nach Auckland gefahren sind. Wir wollen dort auf dem höchsten Punkt der südlichen Hemisphäre nämlich angeseilt auf dem Skytower einmal außen herum laufen. Auf dem Weg finden wir zufällig noch eine öffentliche (eiskalte) Dusche und freuen uns, dass wir den Sand endlich mal wieder loswerden und unsere letzten halbwegs sauberen (...) Kleider anziehen können. Wurde auch mal wieder Zeit... (Übrigens schlafe ich im Auto viel besser als auf den Schiff und meine Rückenschmerzen von dem Seegang in der Nacht sind mittlerweile auch verschwunden.)
Da wir vor einigen Tagen in der Zeitung auf der Titelseite gesehen haben, dass irgendwas beim Skywalk passiert ist, haben wir gestern angerufen und uns versichert, dass der Skywalk heute möglich ist. Wir kommen dort an und stehen vor einem Schild, dass er bis auf weiteres und für mindestens 1 Woche geschlossen ist... Blöd. Wir fahren dann eben nur mit dem Aufzug hoch und genießen den Ausblick auf Auckland durch das Fenster. Auch gut... (Foto)
Heute ist der letzte Abend auf unserer Reise (abgesehen von den nächsten 38 Stunden im Flugzeug...), deshalb waren wir lecker essen, ein Bier trinken und zum Abschluss im Kino: The Hobbit in 3D und HFR, um noch einmal Hobbiton und die Landschaft auf Großleinwand zu sehen...
Nach insgesamt 2950km roadtrip in 7 Tagen können wir behaupten: Neuseeland ist der absolute Hammer. Meiner Meinung nach hat es hier alles was Australien hat, nur schöner und viel viel günstiger. Australien ist auch super, aber lohnt sich nur dann, wenn man genug Geld hat und nicht zu geizig ist die überteuerten angebotenen Ausflüge zu unternehmen. Zwar haben die meisten Ausflüge hier in Neuseeland irgendwie entweder nur nach mehrmaligen Versuchen oder gar nicht geklappt, trotzdem findet man schnell Alternativen. Außerdem waren wir hier auch selbst Schuld, da wir jetzt zum Ende unserer Reise einfach ziemlich planlos waren und einfach in den Tag hinein gelebt haben... Und das war im Endeffekt auch gut so! Wir sind jetzt trotzdem ziemlich platt von der letzten Woche und werden gleich am Flughafen in Auckland, wo wir uns eine weitere Nacht um die Ohren schlagen unsere letzten 2 Biere des Sixpacks trinken, den wir vor 1 Woche gekauft haben. (!!!) Wir haben uns jeden Abend vorgenommen gemütlich auf den Parkplatz vorm Schlafen noch ein Bier zu trinken, tatsächlich war die letzte Amtshandlung immer eine andere: Rückenlehne runter, während die Augen schon zugefallen sind...

In ein paar Stunden geht es also zurück... Wir sind traurig und können uns gerade gar nicht vorstellen wieder daheim zu sein. Ich habe schon überlegt, was ich zu Hause Wichtiges in meine Gürteltasche packen könnte, weil ich mich so sehr an sie gewöhnt habe, dass ich mich komisch fühlen werde, wenn ich sie nicht trage. Außerdem müssen wir uns abgewöhnen ständig irgendwo Toilettenpapier zu klauen - falls ihr uns doch mal dabei erwischen solltet, weist uns einfach kurz darauf hin, dass wir wieder in der Zivilisation sind.
Wir freuen uns aber auch darauf, daheim noch viel mehr Einzelheiten unserer Reise erzählen zu können. Wir haben es tatsächlich geschafft fast allen Deutschen und anderen Menschen hier aus dem Weg zu gehen (ein ruf Stammtisch auf Bali war geplant, ist aber leider gescheitert) und haben deshalb bis auf der Kreuzfahrt und mit unseren Reiseleitern in China & Tibet mit niemandem wirklich gesprochen. Das lag allerdings auch an unserem schnellen Tempo der Reise - wir hatten gar keine Zeit Kontakte zu knüpfen. Und auf junge betrunkene backpackers hatten wir gar kein Bock und keine Zeit. Trotzdem ist uns nie langweilig geworden, (im Gegenteil!), weil wir immer wieder über die aufregensten, schönsten, traurigsten und lustigsten Sachen der letzten Wochen reden können und so ging uns auch nie der Gesprächsstoff aus. Zum Glück haben wir die ganzen Erlebnisse zu zweit erlebt, sonst würde ich manche Sachen selbst gar nicht mehr glauben können...

Übrigens: Auch wenn mein Name aus Indonesien stammt (dachte eigentlich aus Holland, aber tatsächlich gibt es ihn auch in Indonesien und er wird dort "tschaskia" ausgesprochen), bin ich froh, dass mein Papa vor 30 Jahren das Jobangebot dort abgelehnt hat und ich in Deutschland aufgewachsen bin.

Fotos:
Hot water beach,
Delphintour,
Sanddünenrennen,
Nördlichster Teil Neuseelands,
Übernachtung.
































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